Bademeister:Hohe Wellen im Lorettobad

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Ort der Ruhe? Das 1886 gegründete Loretto-Damenfreibad. (Foto: dpa)

Männliche Bademeister im Damenschwimmbad - das löste in Freiburg monatelang Ärger aus. Jetzt ist eine Entscheidung gefallen.

Von Laura Hertreiter

Das Loretto-Damenfreibad in Freiburg wirkt mäßig aufregend. Kein Sprungturm, keine Rutsche, keine künstliche Welle. Das einzige Becken ist mit 30 Schwimmzügen durchquert, Reinspringen und Ballspielen sind verboten. Aber der Schein trügt. In kaum einem deutschen Schwimmbad wird in diesem Sommer so hitzig debattiert.

Als die städtische Betreibergesellschaft zu Saisonbeginn beschloss, in Deutschlands einzigem Frauenfreibad regulär männliche Bademeister einzusetzen, entbrannte ein ideologischer Streit. Frauen, die unter sich bleiben wollten, gegen einen Badbetreiber, der nach eigenen Angaben schlicht nicht genug weibliches Personal findet, immerhin sind in Deutschland derzeit 2000 Stellen am Beckenrand unbesetzt; Feminismus gegen Pragmatismus. Die einen nannten den Einsatz von Männern im Damenbad "zutiefst reaktionär und sexistisch", andere beklagten eine neue "Geschlechterapartheid" und "mittelalterliche Vorstellungen".

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Sie müssen arbeiten, wenn andere Ferien machen: Der Job des Schwimmmeisters wird immer unbeliebter. Viele öffentliche Bäder müssen deshalb bereits stundenweise schließen: Die Sicherheit ist nicht mehr gewährleistet.

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Ganz vorn mischte die 27 Jahre alte Kulturwissenschaftsstudentin Janina Talaj mit. In einer Online-Petition forderte sie: "Schaffen Sie das reguläre männliche Badepersonal im Damenbad Freiburg wieder ab!"

2000 Unterstützer aus der Region wären nötig gewesen, um die Stadt- und die Bäderverwaltung zum Gespräch zu bewegen. Bis zum Ablauf am Donnerstagabend waren es 991, davon nur 432 aus der Region. Die Petition ist damit gescheitert, die vier Bademeister, die sich mit zwei Kolleginnen im Schichtbetrieb ablösen, dürfen bleiben. Gegnerin Talaj nimmt das Ergebnis gelassen, obwohl sie Drohmails und feindselige Online-Kommentare bekommen habe: "Immerhin haben wir so eine Debatte angestoßen." Also alle glücklich?

Klaus Winkler, Vorstand des Freundeskreises des Lorettobads, jedenfalls teilte der Presse mit, er sei "erleichtert darüber, dass die Petition verpufft ist". Und damit Ruhe herrscht auf der Liegewiese, wandte er sich im Namen des Fördervereins in einem Offenen Brief an das Königreich von Saudi Arabien: Man möge doch bitte Geld zum Bau eines weiteren Damenbads im Elsass zur Verfügung stellen, da "der Bedarf für ein separates Damenbad erkennbar bei den zahlreichen aus dem Elsass anreisenden muslimischen Frauen sehr groß ist".

Denn eigentlich ist klar, dass der Grundkonflikt weiterhin ungelöst bleibt. Im Freiburger Damenfreibad gibt es Probleme, an denen Bademeister aller Geschlechter scheitern: Immer wieder geraten Besucherinnen, die der nahtlosen Bräune wegen kommen und solche, die das "Lollo" wegen ihrer Herkunft, Religion oder negativen Erfahrungen mit Männern schätzen, in Streit. Vorigen Sommer rückte die Polizei an, weil es Handgreiflichkeiten um Duschplätze gab, kürzlich gab es eine Eskalation, weil Elsässerinnen mit "nordafrikanischen Wurzeln" laut Polizei andere Gäste mit Wasser bespritzten. Trotz Mahnungen des Bademeisters.

© SZ vom 19.08.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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