70. Geburtstag von Costa Cordalis:Der Lieblingsgrieche der Deutschen

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Der griechische Schlagersänger Costa Cordalis feiert 70sten Geburtstag. (Foto: DPA/DPAWEB)

Obwohl er sich, mehr und oder weniger erfolgreich, gegen den Lauf der Dinge gestemmt hat: Costa Cordalis feiert an diesem Donnerstag seinen 70. Geburtstag. Gedanken an den Ruhestand? Treiben ihn augenscheinlich nicht um: Ein bisschen was vom Ruhm ist ja immer noch da, zumindest in der Erinnerung.

Von Christian Mayer

Es gab eine Zeit im deutschen Fernsehen, da brauchte man dunkle, volle Haare und eine gewisse Glutäugigkeit, um in der Publikumsgunst nach oben zu kommen. Idealerweise besaß man auch noch etwas Haar auf der breiten Brust, die Fähigkeit, große Gefühle zu zeigen, und einen Akzent zum Verlieben, so wie Costa Cordalis, der Lieblingsgrieche der Deutschen, der alle anderen blass aussehen ließ. Costa Cordalis hieß in der Hitparade einfach nur CC. Er war eine Marke der expandierenden Musikbranche, in der man mit Schallplatten noch ein Vermögen machen konnte. Seine Fans mussten nur die Initialen in die Kameras halten, dann war klar: Jetzt spielt der Junge vom Mittelmeer, der schlanke, schöne Berufshellene, der mit sieben Jahren im heimatlichen Elatia die Gitarre entdeckt und mit 16 den Zug nach Frankfurt genommen hatte.

Weil die Zeit unerbittlich ist und die Vergänglichkeit die einzige Gewissheit im Showgeschäft, wird Costa Cordalis an diesem Donnerstag auch schon 70. Obwohl er sich, mehr und oder weniger erfolgreich, gegen den Lauf der Dinge gestemmt hat. Die Falte muss erst noch gefunden werden, die es wagen würde, sich auf den glatten Wangen des Sängers dauerhaft niederzulassen.

Sein größter Kracher wird noch immer gespielt

"Du hast ja Tränen in den Augen", hieß seine allererste Platte. Fast ein halbes Jahrhundert ist es nun her, dass Costa Cordalis die Frechheit besaß, einen der sentimentalsten Elvis-Songs aller Zeiten zu covern, "Crying in the Chapel". Nach ein paar Lehrjahren an der Universität und als Unterhalter in unscheinbaren Lokalen nahm seine Karriere 1971 wieder Fahrt auf. Costa Cordalis hatte jetzt seine Nische gefunden: Er besang die Anmut deutscher Mädchen. Er schwelgte in Erinnerungen an intime, unverbindliche Nächte, der Mondschein war stets wichtiger als der Trauschein, und alle, die ihm zuhörten, hatten die gar nicht so leise Ahnung: Dieser Mann kann sie alle haben, der bleibt nicht lange allein.

Besser als der hochgewachsene CC konnte man sich kaum mehr in der bundesrepublikanischen Hitparade integrieren. "Carolina komm", "Steig in das Boot heute Nacht, Anna Lena", "Shangri-la" und "Die süßen Trauben hängen hoch" hießen seine Erfolge im Dieter-Thomas-Heck-Land. Der größte Kracher wird noch immer auf Volksfesten rauf und runter gespielt: "Anita". In den ewigen Top-Ten des deutschen Schlagers rangiert dieses Lied über eine dunkelhaarige Schönheit, die irgendwo in Mexiko cordalishaft übermannt wird, ganz weit oben. Costa Cordalis, das muss man sagen, hat seine Lektionen gelernt: Die deutsche Sprache bietet schon einige Vorteile, wenn man auf den schnellen, kumpelhaften Reim aus ist, den zur Not auch mal zehntausend trunkene Gäste im Oktoberfestzelt mitsingen können.

Triumphe und Niederlagen liegen nahe beieinander

Das Charmante an Costa Cordalis war, dass er seine griechischen Wurzeln immer wieder anklingen ließ, ohne sie allzu sehr zu strapazieren. Gelegentlich konnte man ihn im deutschen Fernsehen erleben, wie er sich gemeinsam mit Vicky Leandros dem Sirtaki hingab. Auch im Ausland trat er erfolgreich auf, vor allem in Frankreich. Der Öffentlichkeitsarbeiter, der Ende der Siebzigerjahre schon etliche Millionen Mark verdient hatte, war zugleich immer nah am Wasser gebaut: Im März 1980 weinte er hemmungslos, als er bei der Grand-Prix-Vorentscheidung knapp Katja Ebstein unterlag.

Triumphe und Niederlagen liegen eben nahe beieinander, und Costa Cordalis schaffte im Lauf der Jahre einige Comebacks, zum Beispiel 2004, als ihn die RTL-Zuschauer zum König des Dschungelcamps wählten. Wer so viel Häme wegstecken muss, hat eigentlich einen Tapferkeitsorden verdient. Auch nach einem Zusammenbruch bei einem Auftritt in Chemnitz 2013 rappelte sich der Sänger wieder auf: Ein bisschen was vom Ruhm ist ja immer noch da, zumindest in der Erinnerung.

In diesen Tagen wird Costa Cordalis, der seit fast vier Jahrzehnten mit seiner Frau Ingrid verheiratet ist und drei Kinder hat, vermutlich wieder feiern, in seiner dritten Heimat Mallorca. "Der Himmel muss warten" heißt seine Biografie, die Ende Mai erscheint. Auf dem Cover lächelt er, wie immer. Das Leben ist ja ein Traum.

© SZ vom 30.04.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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