Zuschuss beschlossen:Sicherheitsdienst gegen Randalierer

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90 000 Menschen suchten 2015 Hilfe bei der Bahnhofsmission. (Foto: Alessandra Schellnegger)

Nach drei Vorfällen in einem Jahr bezahlt die Stadt der Bahnhofsmission dauerhaft den Einsatz von Wachpersonal

Von Heiner Effern

Die Attacke kam ohne Vorwarnung. Weil er länger warten musste als ihm lieb war, griff sich ein 44 Jahre alter Mann ein massives Holzkreuz und zertrümmerte die Scheiben eines Büroraums. Drei Polizisten waren nötig, um ihn zu überwältigen. Sogar sieben Beamte mussten eine Frau beruhigen, die nicht mehr gehen wollte. Und dann gab es noch den Vorfall, dass vier Helfer sich in der Teeküche verschanzten, um den Attacken eines Besuchers zu entgehen. Im August 2015 mussten die Mitarbeiter der Bahnhofsmission viel ertragen. Zu viel. "Es war ein Punkt erreicht, an dem wir nicht mehr so arbeiten konnten, wie es nötig ist", sagt Bettina Spahn, eine der beiden Leiterinnen. Das wird sich nun ändern: Künftig soll ein privater Sicherheitsdienst die Mitarbeiter am Hauptbahnhof kontinuierlich schützen.

Der Sozialausschuss genehmigte am Donnerstag den dafür nötigen Zuschuss von 64 000 Euro einstimmig. Vorerst bis Ende 2017 wird zu den brenzligen Zeiten ein Wachmann im Haus sein. "Wir sind sehr, sehr froh darüber", sagt Leiterin Spahn. Für die Mitarbeiter bedeute es eine spürbare Entlastung, "wenn sofort jemand da ist, der bei Bedarf eingreift". Und auch bei den Besuchern wirke sich die Präsenz eines Sicherheitsmanns positiv aus. "Es wird klarer, wie die Regeln sind. Die Leute reißen sich mehr zusammen." Nach den Vorfällen im August hatte die Stadt schon bis zum Jahresende einen Sicherheitsdienst für die Bahnhofsmission bezahlt. Nun ging es im Sozialausschuss darum, Geld für eine Dauerlösung zu genehmigen.

Sozialreferentin Brigitte Meier machte in ihrer Beschlussvorlage deutlich, dass sie voll hinter dem Anliegen der Bahnhofsmission steht. Die von der katholischen und evangelischen Kirche gemeinsam getragene Einrichtung übernehme wichtige kommunale Aufgaben und leiste einen wesentlichen Beitrag für ein soziales München, erklärte Meier. 90 000 Menschen suchten 2015 laut Bahnhofsmission den Kontakt zu den insgesamt 140 Mitarbeitern. Diese seien "häufig mit schwierigen Menschen, hoffnungslosen Situationen und zunehmend mit hohem Aggressionspotenzial konfrontiert", schreibt Sozialreferentin Meier. Eine Schließung zu bestimmten Tages- oder Nachtzeiten aus Sicherheitsgründen sei ohne Wachdienst ein realistisches Szenario. Das gelte es durch den städtischen Zuschuss zu verhindern.

So schnell wie möglich soll nun ein Wachdienst engagiert werden. Denn immer häufiger erleben die Mitarbeiter, wie angespannt die Lebenssituation vieler Menschen in München ist. "Die Leute sind ja nicht von sich aus aggressiv. Bei uns verdichtet sich nur, was gerade los ist", sagt Bahnhofsmission-Leiterin Spahn. Immer mehr Menschen könnten mit den Anforderungen der Gesellschaft nicht mehr mithalten. "Hier entlädt sich das oft. Kleinigkeiten können dann dazu führen, dass jemand ausrastet." Zu den Menschen, die bisher schon Hilfe benötigten, kämen nun verstärkt die Flüchtlinge dazu. Immer mehr Klienten zeigten zudem Anzeichen unbehandelter und zugleich schwerer psychischer Krankheiten. Für die Mitarbeiter der Bahnhofsmission sei der Wachdienst eine dringend nötige Unterstützung.

© SZ vom 11.03.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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