Zukunft des Volkstheaters:Viehhof oder Großmarkthalle

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Die Brachfläche des ehemaligen Viehhofes wurde in den vergangenen Jahren im Sommer als Biergarten und Freiluftkino genutzt. (Foto: Stephan Rumpf)

Der Stadtrat entscheidet demnächst über die Zukunft des Münchner Volkstheaters. Der Intendant würde gerne auf ein freies Areal im Schlachthof ziehen. Die SPD möchte dort aber lieber Wohnungen bauen - und bringt eine andere Immobilie ins Spiel.

Von Franz Kotteder

Sieben Jahre kann das Münchner Volkstheater noch in der Brienner Straße bleiben, dann muss es entweder aufwendig umbauen oder ausziehen. Und derzeit sieht es ganz danach aus, als ob sich der Stadtrat für die Umzugslösung entscheidet. Denn die Umbauten im bisherigen Haus, eine ehemalige Turnhalle des Bayerischen Fußballverbandes, kämen wohl extrem teuer und sind mit allerlei Unwägbarkeiten behaftet.

Volkstheaterintendant Christian Stückl hat die Debatte jetzt wieder befeuert in seinem hauseigenen Spielzeitmagazin "Volksmund". In einem Beitrag mit dem Titel "Ich habe einen Traum" spricht er sich klar für das Gelände des ehemaligen Viehhofs an der Tumblingerstraße als seinen Wunschort für das Theater aus. "Im ehemaligen Glasscherbenviertel, beim alten Schlachthof, da sind gerade die richtigen Leute", schreibt Stückl. "Man ist frei im Denken, wie groß das Theater wird. Und träumt schon davon mit 'Die heilige Johanna der Schlachthöfe' von Bertolt Brecht zu eröffnen." Der Platz, auf dem in den vergangenen Jahren schon ein Open-air-Kino-Festival stattfand, sei leer: "Die Stadt hat ihn noch nicht beplant, und wir würden niemanden verdrängen, nichts kaputt machen. Das ist auch ein gutes Gefühl."

Tatsächlich spricht vieles für den Umzug, damit hat man sich im Stadtrat schon fast abgefunden, wenn auch noch keinen Beschluss gefasst. Ob Stückls Traum allerdings wahr wird, was den Viehhof angeht, ist noch nicht ausgemacht. Zumindest die SPD-Fraktion im Rathaus favorisiert eher die ehemalige Großmarkthalle als neues Domizil für das Volkstheater. Denn die denkmalgeschützte Halle muss ohnehin saniert werden, und dann wäre sie gleich sinnvoll genutzt. Kultursprecher Klaus Peter Rupp könnte sich für den Viehhof dann auch Wohnungsbau vorstellen. Gerade in Innenstadtnähe gebe es ja nicht mehr viele Flächen, auf denen man noch Wohnungen bauen könne.

Fünf Standorte kommen noch infrage

Die Entscheidung darüber könnte schon bald fallen. Kulturreferent Hans Georg Küppers (SPD) hat sich unlängst mit Stadtkämmerer Ernst Wolowicz (SPD) darauf verständigt, dem Stadtrat möglichst bald Vorschläge zu machen für die Zukunft des Theaters. In der Beschlussvorlage würde auch stehen, was sich das Volkstheater so vorstellt.

Stückl hat das in seinem Beitrag für die Hauszeitung skizziert: Lager und Probebühne sowie Werkstätten im selben Haus wie die Spielbühne, und diese so gestaltet, dass man "mehr experimentieren" könne. Wenn schon, denn schon. Im bisherigen Haus ist das alles so nicht möglich, und deshalb wird die Sanierungs- und Umbaulösung auch überprüft, was die Wirtschaftlichkeit angeht.

Dass die nicht besonders positiv ausfällt, lässt sich vermuten, wenn man Stückl liest: "Wir würden für viel Geld ausbauen - und am Ende mit denselben Problemen dastehen wie jetzt." Bleibt also eigentlich nur die Frage, wohin das Volkstheater nach 2020 umziehen soll? Diese Frage lässt sich derzeit nicht beantworten. Insgesamt lagen dem Kulturreferat 15 Standorte als Alternativen vor. Referatssprecherin Jennifer Becker: "Von den zunächst 15 Vorschlägen sind bereits zwei Drittel ausgeschieden, die weiteren werden noch geprüft."

Bleiben also noch fünf Standorte übrig. Viehhof und Großmarkthalle dürften wohl dazugehören. Für den erfolgreichen Intendanten Stückl könnte die Stadtrats-Entscheidung auch seine eigene über eine mögliche, demnächst anstehende Vertragsverlängerung erleichtern. Die braucht er nämlich schon, wenn er "Die heilige Johanna der Schlachthöfe" eines Tages an dem ihm passenden Ort inszenieren will.

© SZ vom 05.10.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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