XXXLutz schließt Münchner Filiale:"Ihr werdet behandelt wie Verbrecher"

Lesezeit: 2 min

Sicherheitsleute wachen vor der Filiale von Möbel XXXLutz. (Foto: Stephan Rumpf)

Das Ende von XXXLutz auf der Münchner Theresienhöhe: Gewerkschaftsvertreter erheben schwere Vorwürfe gegen den Möbelkonzern. Sie kritisierten das Vorgehen gegen die 160 Mitarbeiter - und fürchten um deren Abfindungen.

Von Karoline Meta Beisel

Eine Woche nach der Ankündigung des Möbelhauses XXXLutz, seine Filiale auf der Theresienhöhe zu schließen, wird der Ton zwischen der Geschäftsleitung und der Gewerkschaft Verdi schärfer. Gewerkschaftsvertreter erhoben bei einer Betriebsversammlung am Freitag schwere Vorwürfe gegen den Möbelkonzern.

Sie kritisierten das Vorgehen gegen die 160 Mitarbeiter. Und Verdi warnte auch davor, dass der Konzern die Gesellschaften, die für den Betrieb der Filiale verantwortlich sind, in die Insolvenz gehen lassen könnte, um sich finanziell aus der Verantwortung zu ziehen. XXXLutz wehrt sich gegen die Vorwürfe: Die Unternehmensgruppe werde alle Zahlungen übernehmen.

Die Stimmung im DGB-Haus an der Schwanthalerstraße ist aufgeheizt, fast alle Mitarbeiter sind am Freitagnachmittag zur Betriebsversammlung gekommen. Viele von ihnen tragen gelbe T-Shirts mit der Aufschrift: "Aufmöbeln für mehr Menschlichkeit!" Verdi-Vertreter Dirk Nagel ruft ihnen zu: "Ihr werdet behandelt wie Verbrecher."

Münchner Filiale schließt
:Möbel Lutz sperrt Mitarbeiter aus

Die Möbelhauskette XXXLutz schließt ihre Filiale in München - und die 160 Angestellten dürfen nur noch in die Betriebsräume, um ihre Sachen zu holen. Den Räumungsverkauf organisieren Kollegen von außerhalb. Doch wer übernimmt das Haus auf der Theresienhöhe?

Von Karoline Meta Beisel

Der Anlass für die Empörung: Nach der Schließung des Hauses auf der Theresienhöhe hatte der Konzern den Mitarbeitern verboten, ihre alte Arbeitsstätte zu betreten. Die Zugangscodes an den Türen wurden bereits geändert. Den Räumungsverkauf, der am Donnerstag begonnen hat, betreuen Mitarbeiter aus anderen Filialen.

Ein unmenschliches Vorgehen nennt das Verdi. Und: Ein Anwalt des Möbelhauses habe damit gedroht, die Gehälter könnten vielleicht nicht mehr lange weitergezahlt werden, wenn nicht schnell ein Sozialplan verabschiedet werde.

"Übliches Getöse"

"Wir lassen uns nicht erpressen. Wenn XXXLutz sagt, sie sind insolvent, dann sollen sie schauen, wie das in der Öffentlichkeit ankommt", sagte Nagel bei der Betriebsversammlung. Als Sicherheit für die Mitarbeiter fordert er von den österreichischen Konzernchefs - den Brüdern Andreas und Richard Seifert - das Versprechen, für die Abfindungen der Mitarbeiter einzustehen.

Der Konzern sieht das nur als "Stimmungsmache": "Das ist eben das übliche Getöse der Gegenseite", so ein Unternehmenssprecher. Auf die Vorwürfe reagiert der Konzern schriftlich: "Die XXXL Unternehmensgruppe hat dem Geschäftsführer der KA Verwaltungs GmbH, das ist die zuständige Personalgesellschaft für den Standort München-Theresienhöhe, die Bezahlung aller Löhne und Gehälter bis zum 30. Juni 2014 garantiert." Auch die Leistungen aus dem Sozialplan werde der Konzern übernehmen.

Georg Wäsler von Verdi beruhigt diese Zusage nicht, da das Möbelhaus schon nach den gesetzlichen Kündigungsregeln verpflichtet sei, die Gehälter bis zum Ende der Kündigungsfrist weiterzuzahlen. "Noch sind ja nicht einmal Kündigungen ausgesprochen", sagte Wäsler. Erst müssten sich Betriebsrat und Geschäftsleitung auf einen Sozialplan einigen.

XXXLutz ist derweil mit dem Start des Räumungsverkaufs sehr zufrieden: "Der Andrang hat unsere Erwartungen sogar noch übertroffen", so ein Unternehmenssprecher. Es gibt aber auch Kritik. Mehrere Kunden berichten, dass für den Räumungsverkauf die "Vorher"-Preise noch einmal erhöht worden seien. Der für die Räumung ausgewiesene "Nachher"-Preis erscheine so besonders günstig, obwohl manche Waren jetzt sogar teurer verkauft würden als vorher. Verdi-Vertreter Dirk Nagel spricht von einem "sogenannten Ausverkauf".

Ein Konzern-Sprecher bestätigt zwar, dass einige Produkte nun teurer seien als zuvor. Bei einem sei aber die Ausstattung nun eine bessere, bei einem anderen sei es vorher ein Aktionspreis gewesen, jetzt eben der reduzierte Normalpreis, so der Sprecher.

© SZ vom 12.10.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: