Wolfratshausen:Open-Air bei offenem Himmel

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Die Freiluftveranstaltung mit Kino und Musik an der Alten Floßlände zieht trotz Regens 300 Zuschauer an. Die städtische Kulturverwalterin Marion Klement verkauft zwar nicht alle Eintrittskarten, dafür von einem anderen Utensil jede Menge.

Thekla Kraußeneck

Sommer in Grau: Trocken blieb auf dem Wolfratshauser Kino-Open-Air keiner der rund 300 Gäste, die sich mit Isomatten, Campingstühlen und Kuscheldecke für den bayerischen Streifen "Sommer in Orange" an der Alten Floßlände eingefunden hatten. Im Vorprogramm des Hauptfilms konzertierten die Bananafishbones auf einer schwimmenden Bühne: "Bei dem Sommer hier stünde man ganz schön beschissen da, wenn man sich davon die Laune vermiesen ließe", sagte Sänger Sebastian Horn nach einer Einlage von "Easy Day" und drückte damit aus, was offenbar die meisten Besucher dachten: Die Fluktuation war trotz Kälte und Nässe auffallend gering.

Die Besucher, die am Freitag zur Vorführung von "Sommer in Orange" kamen, ließen sich vom leichten Regen nicht vertreiben. (Foto: Manfred Neubauer)

Der Regen gehört zu einem Open-Air ja schon fast dazu", sagte Christian Helfricht am späten Nachmittag mit einem kritischen Blick zum Himmel, "aber das muss halten, auch wenn der Wetterbericht nicht so gut aussieht." Der 42-Jährige ist erst vor zwei Monaten aus dem Münchner Süden nach Wolfratshausen gezogen, das Freiluftkino sah er als gute Gelegenheit, "zu sehen, was die Kulturstadt Wolfratshausen so zu bieten hat". Dass er den Film bereits kannte, hatte ihn von seinem Besuch nicht abgehalten: "Ich mag das Lokalkolorit in Rosenmüllers Filmen", so Helfricht über den Regisseur, "in dem hier ist schön aufgearbeitet, wie sich die Menschen in dem Ort verändern, nachdem die Eindringlinge gekommen sind."

Derzeit warte er noch darauf, "dass auf der Bergwaldbühne mal was passiert", sagte der Vater, der die Veranstaltung mit seinem zweijährigen Sohn besuchte. Die Erfahrung aber zeigt: Ein Open-Air in Wolfratshausen ist ohne Regen kaum zu haben. Weil das Wetter der Bergwaldbühne im vergangenen Jahr einen dicken Strich durch die Rechnung gemacht hatte, finden dort heuer nur noch Lesungen statt, die sich im Notfall leicht in den Gasthof "Flößerei" verlegen lassen. Für das Kino-Open-Air gab es eine solche Ausweichmöglichkeit nicht - doch davon ließen sich die Gäste kaum stören.

Wenn Wolfratshausen schon mal so was bietet, muss man schon hingehen", sagte Daniela Lauer aus Wolfratshausen. Die 27-Jährige sah den Film mit ihren Freundinnen, im Gepäck neben Decke und Regenschirm auch Schlafsäcke und Gummistiefel. Freundin Martina Roth kannte das Freiluftkino bereits vom vergangenen Jahr, als es mit "Willkommen bei den Sch'tis" mit rund 1000 Zuschauern in die erste Runde ging. Ganz so viele waren es heuer nicht, doch der Platz auf der Wiese am Ufer und unter den trockenen Zelten wurde trotzdem eng.

Als es kurz nach neun zu regnen anfing, gingen zunächst überall die Regenschirme auf. Bald darauf begann der Ansturm auf die Regencapes, die Marion Klement, städtische Kulturverwalterin, und eine Kollegin für einen Euro an einem Stand verkauften. Eine Fleece-Decke gab es für 8,50 Euro, sie war jedoch weniger beliebt: "Die Capes gehen weg wie warme Semmeln", resümierte Klement, die unter einer Buche noch recht trocken stand. Nass wurden auch die Zaungäste nicht, die Film und Band vom Geländer aus verfolgten, wo die Bäume dicht genug standen.

Auch Stefan Pszolla war der Meinung, wenn in Wolfratshausen mal was los sei, müsse man daran teilnehmen: Das Ereignis hatte ihn zum ersten Mal angelockt, 2011, so der 49-Jährige, kollidierte es mit dem Woodrock nahe Eurasburg. Erstmalig hörte er auch die Bananafishbones live: "Die kennt man ja aus dem Radio, die machen echt gute Musik." Die deutschlandweit bekannte Band, die ihre Anfänge 1987 in Bad Tölz und Wolfratshausen nahm, animierte ihre Zuhörer zum Tanzen und Mitsingen, ehe sie ihnen kurz vor zehn viel Spaß beim Film wünschte.

© SZ vom 16.07.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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