Umfrage der Industrie- und Handelskammer:Die Firmen-Chefs loben den Standort

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Unternehmen bewerten den Landkreis mit der Note 2,2. Einige Arbeitgeber klagen aber auch, dass die Bürokratie ihr Wachstum bremst

Von David Costanzo, Bad Tölz-Wolfratshausen

Arbeitslosigkeit? Fehlanzeige. Im Landkreis herrscht praktisch Vollbeschäftigung. Die Arbeitslosenquote ist zuletzt sogar auf 2,4 Prozent gefallen. Kein Wunder: In den vergangenen fünf Jahren hat sich jedes vierte Unternehmen im Landkreis vergrößert, jeder siebte Betrieb hat sich sogar neu angesiedelt - und nicht einmal jede zehnte Firma hat sich verkleinert. Das ist das Ergebnis einer Umfrage der Industrie- und Handelskammer (IHK) unter 142 hiesigen Arbeitgebern. Die Firmen-Chefs sind mit dem Standort insgesamt sehr zufrieden. Einige warnen aber bereits vor bürokratischen Wachstumsbremsen.

Die Gesamtnote: Die Unternehmen geben dem Standort Bad Tölz-Wolfratshausen eine 2,2. Das liegt nur wenig über dem Wert von 2,1 für ganz Oberbayern - immerhin eine der wirtschaftlich stärksten Regionen der Republik. "Die Standortumfrage stellt unserem Landkreis ein ordentliches Zeugnis aus", sagt Reinhold Krämmel, Chef der IHK in Bad Tölz-Wolfratshausen-Miesbach. Zwei von drei ansässigen Unternehmen bewerten den Landkreis als gut oder sogar sehr gut. Rund fünf Prozent der Chefs vergeben aber auch nur ein Ausreichende oder ein Mangelhaft. Die Struktur ist kleinteilig: Von den befragten Unternehmen hatten zwei Drittel weniger als zehn Mitarbeiter. Die meisten schaffen Dienstleistungen für andere Unternehmen oder Personen, gefolgt von Industriebetrieben und Großhandel. 84 Prozent aller Betriebe würden sich noch einmal für den Standort entscheiden.

Die Stärken des Landkreises sind aus Sicht der Arbeitgeber recht eindeutig. Die höchsten Zufriedenheitswerte erreicht Bad Tölz-Wolfratshausen fast nur mit weichen Faktoren: Die Umweltqualität rangiert an der Spitze der Skala, gefolgt vom Freizeit- und Kulturangebot und den guten Schulen. Mit diesen Stärken können die Chefs qualifizierte Mitarbeiter in die Region locken. Unter den Stärken findet sich zudem ein harter Standortfaktor: die Energieversorgung.

Die Schwächen sind dagegen breit gefächert - von der Bürokratie über die Immobilienpreise bis hin zur ländlichen Lage. Viele Arbeitgeber beklagen zum Beispiel die Entfernung zu Forschungseinrichtungen und den mangelhaften Ausbau des superschnellen Internets. Ganz oben an der Spitze steht aber die Unzufriedenheit mit der Verwaltung.

Ein Unternehmen der Personenbeförderung mit zehn Mitarbeitern hat laut IHK etwa mitgeteilt: "Das Genehmigungsverfahren für den Bau einer Lagerhalle dauerte mehr als drei Jahre, weil in diesem Zeitraum der Sachbearbeiter drei Mal wechselte." Ein Reisebüro habe geklagt, dass man mit öffentlichen Verkehrsmitteln nicht erreichbar sei. Hier müssten Politik und Verwaltung ansetzen. "Es darf nicht sein, dass Baugenehmigungen so lange dauern, dass es zu kostensteigernden Verzögerungen kommt, oder dass die ohnehin zu wenigen Gewerbegebiete ohne leistungsfähige Internetanbindung geplant werden", sagt der regionale IHK-Chef Krämmel. "Damit frustriert man unsere Betriebe, die sich zunehmend jenseits der Landkreisgrenzen nach den besten Standorten umschauen."

Foto: Hartmut Pöstges (Foto: Hartmut Pöstges)

Tatsächlich zeigt jedoch die Umfrage der IHK, das auch die benachbarten Landkreise kaum besser abschneiden: Weilheim-Schongau erhält die Note 2,3, Garmisch-Partenkirchen eine 2,6 und Miesbach eine 2,1. Wesentlich besser als die Landkreise bewerten die Arbeitgeber nur die viel teurere Stadt München mit 1,7 und den Landkreis München mit 1,9. Auch in den Details ähneln sich alle Ergebnisse.

Von allen befragten Unternehmen im Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen erklären dann auch 71 Prozent, dass die Bürokratie sie nicht bremst. 29 Prozent beklagen allerdings eine Verzögerung durch die nachteiligen Standortfaktoren.

© SZ vom 18.07.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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