In mehreren bayerischen Städten, auch in Wolfratshausen, bahnt sich ein Konflikt um die Sperrzeit für Gaststätten an. So ruft der Bayerische Städtetag nach einer landesweit verlängerten Sperrzeit. Die Stadt Wolfratshausen erwägt ebenfalls, mit einer Sperrzeitverlängerung auf Vorfälle nach Partyveranstaltungen in der Loisachhalle zu reagieren.
Auch in München gibt es Forderungen, die Sperrzeit auszuweiten. Dafür plädiert der Vorsitzende des Bezirksausschusses Ludwigsvorstadt-Isarvorstadt, Alexander Miklosy, zu dessen Bezirk etwa 700 Lokale zählen. Münchens Kreisverwaltungsreferent Wilfried Blume-Beyerle ist dagegen mit der geltenden Regelung zufrieden.
Seit 2005 müssen gastronomische Betriebe im Freistaat nur noch zur sogenannten Putzstunde von fünf bis sechs Uhr morgens schließen. Der Bayerische Städtetag fordert die Staatsregierung auf, die generelle Sperrzeit wieder auf zwei bis sechs Uhr morgens auszudehnen. Ärger gab es in Wolfratshausen zuletzt, als die Polizei nach einer "Endless-Night-Party" 29 Delikte wie Schlägereien und Sachbeschädigungen zählte.
Seither tüftelt die Stadt, wie sie solche Ausschreitungen in den Griff bekommen kann. "Wir haben das Problem erkannt und versuchen zu reagieren", sagt Martin Melf vom Ordnungsamt, für den eine solche Nacht aber ein "Ausreißer" ist. Der überwiegende Teil der Jugendlichen verhalte sich in der Loisachstadt vernünftig. "Im Großen und Ganzen sind wir auf einer Insel der Seligen, es ist ja nicht so, dass hier 'Land unter' ist", sagt er.
Dies sieht Bürgermeister Helmut Forster ähnlich. Auf Anfragen mehrerer Stadträte verwies er jüngst im Kultur- und Sozialausschuss darauf, dass Wolfratshausen in Vergleich zu Geretsried oder Penzberg weit weniger unter "Vandalismus" leide. Innerhalb der Stadt betreffe das Problem zudem weniger die Altstadt, sondern Wohngegenden wie Farchet und Waldram.
Auf die landesweite Lockerung der Sperrzeit vor fünf Jahren hatte Wolfratshausen mit einer Verordnung reagiert, die nur für die Innenstadt gilt. Demnach ist dort um 1 Uhr grundsätzlich Schluss. Allerdings bekommen Gaststätten, die lediglich abends und nachts geöffnet sind, auf Antrag eine generelle Genehmigung für eine längere Sperrstunde. Diese Regelung habe sich bewährt, sagt Melf.
Allerdings hat die Stadt nach den jüngsten Vorfällen die Sperrzeit des "Q-bas" von fünf auf vier Uhr vorgezogen und denen des "Abendblatts" und der "Escobar" angeglichen. Dies soll verhindern, dass Zecher auf der Suche nach dem letzten offenen Lokal durch die Stadt ziehen. "Wenn das nichts fruchtet, wird halt um zwei zugesperrt", droht der Bürgermeister. Er ist für diesen Montag mit dem Leiter der örtlichen Polizeiinspektion, Werner Resenberger, verabredet, um die Lage zu besprechen. Sollte sich diese nicht bessern, werde es in der Loisachhalle bald keine Veranstaltungen wie die "Endless-Night-Party" mehr geben, sagt Forster.
Der Städtetag argumentiert ähnlich. Man wolle nicht länger tatenlos zusehen müssen, dass sich an jedem Wochenende Jugendliche bis zur Bewusstlosigkeit betrinken - sei es auf Flatrate-Partys in Gaststätten und Discos oder unter freiem Himmel. "Immer mehr Leute saufen bis zum Umfallen", sagt der Vorsitzende des Städtetags, Hans Schaidinger. Für einzelne Gaststätten oder Diskotheken, etwa in Gewerbegebieten, könnten die Kommunen jederzeit Ausnahmen machen.
Münchens Kreisverwaltungsreferent Blume-Beyerle ist gegen eine einheitliche Regelung für alle Kommunen: "Auf dem Land mag die Situation anders sein anders als in der Großstadt. München ist eine liberale Stadt, die viele Gäste hat. Uns steht es gut an, wenn Lokale länger aufhaben. Uns steht es gut an, wenn Lokale länger aufhaben."