Serie: Winterspuren:Im Felsenmeer des Karwendel

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Beim Aufstieg auf das Schönalmjoch im Rißtal haben Skitourengeher das ganze Gebirgspanorama vor sich. Die Route erfordert gute Kondition, die Abfahrt auf dem südwestlichen Gipfelhang ist dann aber ein Genuss.

Von Benjamin Engel, Lenggries/Eben am Achensee

Das Schönalmjoch im Rißtal steht ein wenig im Schatten des Schafreuters. Der prominente Nachbar überragt den Berg um fast 200 Höhenmeter und ist mit seinem markanten, rundgebogenen Felsaufbau einer der Paradegipfel im Vorkarwendel. Doch klein machen muss sich das 1928 Meter hohe Schönalmjoch trotzdem nicht. Die felsigen Schrofen der Karwendelspitzen sind umso näher. Schon beim Aufstieg hat der Skitourengeher das prächtige Gebirgspanorama unmittelbar vor sich. Und außerdem ist die sonnige Tour auch noch etwas weniger besucht als die auf den Schafreuter.

Mit dem Boom des Skitourengehens ist zwar auch das Schönalmjoch kein einsamer Berg mehr. Wer aber jemals bei strahlendem Winterwetter die langen Kolonnen geparkter Autos beidseits der Rißtalstraße beim Anstieg zum Schafreuter gesehen hat, fährt gerne bis nach Hinterriß weiter. Damit ist der Skitourengeher im bayerischen Grenzgebiet endgültig im österreichischen Tirol angekommen.

Der Ausgangspunkt der Skitour ist der Parkplatz am nördlichen Ortsrand von Hinterriß. Die Skiwanderer müssen auf der Straße zunächst ein kleines Stück nach Norden zurück gehen, bis der Rißbach überquert ist. Von dort zweigt ein Forstweg in südöstlicher Richtung ab. Damit beginnt der Einstieg in die Tour. Eine Informationstafel weist auf das Projekt "Skibergsteigen umweltfreundlich" des Deutschen Alpenvereins hin. Auf einer Karte ist die Aufstiegsroute genau dokumentiert. Die Schongebiete für Wald und Wild, die nicht betreten werden dürfen, sind ebenfalls deutlich ausgewiesen. So soll der sensible alpine Lebensraum geschont, die besondere Flora und Fauna geschützt werden.

Beim Anstieg auf das Schönalmjoch, der von Skitourengehern wegen seiner Länge eine gute Fitness fordert, öffnet sich oberhalb von Hinterriß ein weiter Blick auf die Gebirgsspitzen im Karwendel. (Foto: Benjamin Engel)

In lang gezogenen Kehren steigt der Forstweg durch lichten Wald eher gemächlich an. Das sollte allerdings nicht zu einem hohem Anfangstempo verführen. Immerhin liegen noch ungefähr dreieinhalb Stunden Anstieg vor den Skitourengehern. Die sollten deshalb schon gut trainiert sein, wollen sie auf das Schönalmjoch hinauf. Der breite Forstweg überquert zwei tief eingeschnittene Gräben.

Auf etwa 1400 Höhenmetern ist der sogenannte Altkot erreicht. Durch eine ausgeholzte Schneise mit Baumstümpfen geht es nun weiter nach Osten hin aufwärts - immer näher zum Gipfelrücken des Schönalmjochs hinauf. Die Orientierung ist unproblematisch: Eine Aufstiegsspur von anderen Skitourengehern gibt es fast immer. Steiler bergan haben die Wintersportler bald den langen, frei bis ganz nach oben ziehenden Gipfelbergrücken erreicht. Die schönen Südwesthänge für die Abfahrt sind schon gut zu erkennen.

Nun öffnet sich der Panoramablick frei nach allen Seiten. Linkerhand im Norden wirkt der markante Gipfelaufbau des Schafreuter ganz nahe. Richtung Süden entfaltet das spitzige Felsmeer des Karwendel seine beeindruckende, für manche fast furchteinflößende Wirkung. Auf dem Gipfel verdient der Ausblick auf jeden Fall eine Pause. Falls es nicht zu windig ist, was den Skitourengeher eher schnell vertreibt, weil es dann doch recht kalt wird. Bei lawinensicheren Verhältnissen sollte der südwestliche Gipfelhang keinesfalls auf der Abfahrt ausgelassen werden. Besonders bei Pulverschnee ist das Gleiten in die Senke zwischen Schönalmjoch und Rosskopf ein regelrechter Genuss.

Dann müssen aber erst einmal die gerade schon im Rucksack verstauten Felle wieder ausgepackt und aufgezogen werden. Denn es braucht einen kurzen Gegenanstieg, um auf die Scharte zwischen den beiden Gipfeln hinaufzukommen und damit den Anstiegsweg zu erreichen. Auf dem geht es wieder ins Tal.

© SZ vom 10.02.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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