Realschule:Schlehdorfer Eltern bleiben zuversichtlich

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Sinkende Anmeldezahlen an der kippeligen katholischen Realschule beunruhigen Sprecherin Heidi Hofmann noch nicht. Ordinariat verweist auf klare Kriterien für das Weiterbestehen

Von Klaus Schieder, Schlehdorf

Der Fortbestand der katholischen Realschule St. Immaculata in Schlehdorf ist wieder gefährdet. Für das kommende Schuljahr gibt es nach Angaben des Erzbischöflichen Ordinariats München lediglich 4o verbindliche Anmeldungen für die fünfte Klasse; hinzu kommen zehn Kinder, die den Probeunterricht für die Schule absolvieren. Scheitert nur einer von ihnen am Aufnahmeverfahren, könnte die vom Erzbistum geforderte Mindestzahl von 50 Neuanmeldungen unterschritten werden. Verfehlt die Schule diese Marke auch im nächsten Jahr, wird sie nach vier weiteren Jahren geschlossen. "Die Kriterien sind ja klar festgelegt", sagt Bettina Göbner, Pressesprecherin des Ordinariats.

Im Sommer 2012 hatte das Erzbistum beschlossen, die Schlehdorfer Mädchenrealschule bis 2018 zu schließen. Dagegen erhob sich massiver Protest von Eltern und Schülerinnen, auch von der Gemeinde und Politikern wie dem CSU-Landtagsabgeordneten Martin Bachhuber. Erst nach monatelangen Mahnwachen setzte die Kirche diesen Beschluss zunächst aus, ehe es 2013 zu einem Vertrag mit dem Kultusministerium kam. Die Bedingung: Um die Zweizügigkeit der Schule zu gewährleisten, müssen in zwei aufeinanderfolgenden Jahren zumindest 50 Kinder neu angemeldet werden. Damit dieses Ziel künftig erreicht wird, stimmten 78 Prozent der Eltern in einer Umfrage im Oktober 2013 zu, die Mädchenrealschule von Herbst 2014 an auch für Buben zu öffnen.

Der Fortbestand der Schlehdorfer Realschule steht weiterhin in Frage. (Foto: Manfred Neubauer)

Im Erzbischöflichen Ordinariat wartet man nun erst einmal ab. "Schwankungen in den Anmeldezahlen hatten wir immer wieder", sagte Sprecherin Göbner. Um einen Trend zu erkennen, sei seinerzeit die Zwei-Jahres-Regelung vertraglich vereinbart worden. Durch den deutlichen Rückgang bei den Einschreibungen - im Schuljahr 2014/2015 hatte es noch 64 Anmeldungen gegeben - sieht sie allerdings die Befürchtungen des Ordinariats bestätigt. Eine Ursache sei die Eröffnung der neuen staatlichen Realschule in Murnau, sagt sie. Dazu komme die demografische Entwicklung mit sinkenden Schülerzahlen, die sich "erst in den kommenden Jahren richtig bemerkbar machen wird".

Heidi Hofmann sieht indes keinen Grund zur Panik. Im Gegenteil: Der Elternbeirat nehme die Neuanmeldungen "mit großer Zufriedenheit" zur Kenntnis, teilt die Vorsitzende mit. 40 verbindliche Zusagen, dazu zehn Kinder, die den Probeunterricht besuchen - dies zeigt für Hofmann, dass "bei Eltern und Schülern der Wunsch nach heimatnahen, kleinen Schulen weiterhin ungebrochen ist". Außerdem rechnet die Elternbeiratsvorsitzende damit, dass die Zahl der künftigen Fünfklässler bis zum Herbst steigen wird. Nach den Erfahrungen der vergangenen Jahre werde sich diese noch erhöhen - wegen Wechseln aus anderen Schulen. "Obwohl eine mögliche Schließung der Realschule Schlehdorf in der Öffentlichkeit immer wieder diskutiert wird, sieht der Elternbeirat dies als nicht erforderlich an", erklärt Hofmann.

"Schwankungen in den Anmeldezahlen hatten wir immer wieder", sagt Ordinariatssprecherin Bettina Göbner. (Foto: Hartmut Pöstges)

CSU-Landtagsabgeordneter Bachhuber zeigt sich dagegen "ein bisschen überrascht" von der gesunkenen Anmeldezahl, nicht zuletzt deshalb, weil sich die Schlehdorfer Realschule für Buben geöffnet hat. Nach Pfingsten will er im Kultusministerium vorstellig werden, um zu erkunden, "wie die Lage ist und wie sie dort gesehen wird". Die Befürchtung, dass der Einrichtung ob schrumpfender Schülerzahlen über kurz oder lang doch das Aus bevorsteht, mag Bachhuber nicht teilen: "Wir habe wieder steigende Geburten in unseren Gemeinden." Auch der Schlehdorfer Bürgermeister Stefan Jocher gibt sich verhalten optimistisch. "Im Laufe des Jahres werden die Schülerzahlen sicher noch mehr werden", glaubt er. Vielleicht liege der Rückgang auch daran, dass die Realschule zu wenig Werbung betrieben habe. "Die Öffentlichkeitsarbeit könnte ein bisschen besser sein." Schulleiter Manfred Illitz war am Montag nicht zu erreichen.

Erstmals unterrichten im nächsten Schuljahr staatliche angestellte Lehrkräfte in Schlehdorf. Die drei Lehrer ersetzen dort von der Kirche bezahlte Kollegen, die an katholische Schulen in der Region wechseln. Dies war ebenfalls eine der maßgebenden Klauseln im Vertrag zwischen Kultusministerium und Erzbistum: Wenn eine Lehrkraft in Schlehdorf einen neuen Arbeitsplatz an einer kirchlichen Schule in der Umgebung haben möchte, wird die freie Stelle vom Freistaat nachbesetzt.

© SZ vom 19.05.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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