Offene Komposthaufen, zugängliches Katzenfutter:Reineke auf Raubzug

Lesezeit: 2 min

Der bissige Fuchs von Waldram ist kein Einzelfall. Immer wieder melden Gemeinden im Landkreis Probleme mit den Tieren. Die Ursache liegt oft bei den Menschen

Von Erik Häussler, Bad Tölz-Wolfratshausen

Der Fuchs geht um: Am Freitag hatte das Landratsamt vor einem aggressiven Tier gewarnt, das schon drei Menschen in Waldram in der Nähe der Isar gebissen hatte. Über das Wochenende seien keine neuen Angriffe gemeldet worden, berichtet die Polizei in Wolfratshausen. Das Landratsamt rät weiter zu Wachsamkeit. Wer einem Fuchs begegne, der kein natürliches Fluchtverhalten zeige, solle dies Polizei, Ordnungsamt oder dem zuständigen Jäger melden.

Reineke wird im Landkreis immer mehr zum Problem: Im Frühjahr hatte ein Fuchs einen zwei Meter hohen, sogar mit einer Stromleitung gesicherten Zaun einer Beuerbergerin überwunden und an mehreren Tage in Folge jeweils ein Huhn gerissen. Selbst als die Eigentümerin das Tier dabei erwischte, wie es die getroffenen Schutzmaßnahmen überwand, ließ es sich nicht abschrecken. Inzwischen sind dem Fuchs alle fünf Hühner zum Opfer gefallen.

Gerade in Wohngebieten lösen die Tiere Sorgen und Ängste bei Bürgern aus, die sich daraufhin an Fachmänner wie Robert Nörr wenden, der für das Forstgebiet Wolfratshausen zuständig ist. "Mich erreichen sehr viele Anrufe. Die Fragen sind dann vor allem zur Tollwut, dem Fuchsbandwurm und die Angst vor direkten Angriffen der Tiere", erklärt Nörr. Tollwut sei jedoch absolut kein Thema. Das hätten die meisten Leute noch aus Kindheitserzählungen im Kopf. Normalerweise hätten die Tiere auch kein Interesse am Kontakt zu Menschen. Wenn sie in Wohngebiete vordringen, dann liege das an etwas anderem. Die Jungtiere würden von den Älteren vertrieben, hätten noch keine Erfahrung mit Menschen und würden dann auf der Suche nach Nahrung in bewohntes Gebiet vordringen, erklärt Nörr. Anders sieht es mit dem Fuchsbandwurm aus. Zwar kenne er keinen Betroffenen, die Ansteckungsgefahr sei gering. Aber wenn sich ein Mensch infiziert, kann das tödlich enden. Im Fall des aggressiven Fuchses von Waldram tippen die Experten auf eine Erkrankung - eine Infektion oder einen Tumor. Tollwut sei zwar nicht auszuschließen, aber unwahrscheinlich. Gebissene sollten umgehend zum Arzt.

Die Behörden warnen vor einem Fuchs in Waldram, der schon drei Menschen gebissen hat - auch im übrigen Landkreis sorgt das Tier für Ärger. (Foto: dpa)

Auch in der Gemeinde Icking ist der Fuchs ein Problem. Franz Lachner vom zuständigen Ordnungsamt erreichen immer wieder Meldungen von Füchsen in bewohnten Gebieten. "Da kann man nicht viel machen", sagt Lachner. Er beklagt das leicht zu erreichende Futter, das Bürger achtlos auf ihren Grundstücken haben: offen zugänglicher Kompost oder Katzenfutter beispielsweise. Die Gemeinde hat sich deshalb über die verschiedenen Bekämpfungsmaßnahmen informiert, jedoch ohne befriedigendes Ergebnis. Gejagt werden dürfe in Wohngebieten nicht, sagt Lachner, aber auch von Lebendfallen sei abgeraten worden. "Nicht nur, dass man dann wohl drei Katzen am Tag aus den Fallen holt. Selbst wenn man einen Fuchs erwischt, kommt er nach dem Aussetzen doch wieder zurück", erklärt Lachner ratlos.

Appellieren kann er da nur an die Bürger, ihren Kompost zu sichern und Katzenfutter unzugänglich aufzustellen. Immerhin gibt er Entwarnung, was vom Fuchs übertragene Krankheiten angeht. Die Gemeinde Icking habe an Untersuchungen der Technischen Universität München teilgenommen. Dabei seien wenige Füchse überhaupt gefangen worden und davon seien nur wenige mit dem Fuchsbandwurm infiziert gewesen. "Das war keine besorgniserregende Zahl", erklärt Lachner.

Ein größeres Problem sei die Fuchsräude, eine Hauterkrankung der Tiere, die durch Milbenbefall ausgelöst wird, erklärt der Bürgermeister von Königsdorf und Jäger, Anton Demmel. Durch die Erkrankung verlieren die Füchse ihr Fell und spätestens in kalten Wintern können sie daran verenden. In der kalten Jahreszeit zieht es die Tiere auch darum in Wohngebiete, wo sie sich warme Plätze in Garagen oder Kellern suchen.

Um die Seuche einzudämmen, plädiert Demmel für einen gezielten Abschuss von erkrankten Tieren. Die Füchse litten sehr unter der Krankheit, schließlich können sich auch Hunde anstecken. Allerdings sei diese Meinung umstritten, gibt er zu. Gerade für Landwirte ist der Fuchs zur Bekämpfung von Mäusen hilfreich. Grundsätzlich gebe es in Königsdorf immer einen Fuchs. "Man lebt damit", sagt Demmel. Es gebe zumindest aber nicht "den berühmten Problemfuchs".

© SZ vom 20.07.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: