Neue Überwachungskamera:Es stinkt zum Himmel

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Der Wertstoff-Standort in Berg ist zur Müllkippe und zum Außenklo verkommen. Verdächtigt werden Nutzer aus Wolfratshausen und Umgebung

Von Wolfgang Prochaska, Berg

Die ersten Videokameras wurden an teuren Villen oder an Einfahrten von Unternehmen installiert. Ihre Aufgabe war klar: Sie sollten den Villen-Besitzer vor Einbrechern und vor Dieben schützen. Im Landkreis Starnberg ließen in den vergangenen Jahren viele Häuslebauer eine Kamera auf ihrem Grundstück anbringen - in der Hoffnung, dadurch Einbrecher abzuschrecken.

Der Abfallwirtschaftsverband Starnberg (Awista), der schon immer fortschrittlich dachte, greift nun auch auf Videokameras zurück. Allerdings nicht, um seine Büros in der Moosstraße im Starnberger Gewerbegebiet vor Einbrechern besser zu schützen. Der Awista geht neue Wege: Er wird in Berg bei den Wertstoffcontainern gleich am Ortseingang diese Aufzeichnungstechnik einsetzen. Wie Awista-Geschäftsleiter Peter Wiedemann in der Ausschusssitzung des Awista erläuterte, soll die Kamera an einem Mast angebracht werden und lediglich die Wertstoffbehälter im Blick haben. Zwei Schilder werden darauf hinweisen, dass dieser Bereich video-überwacht ist. So will es der Datenschutz.

Das ist aber noch nicht alles: Eine Lautsprecheranlage wird es ebenfalls geben. Die Gründe für den ganzen Aufwand stinken dem Awista im wahrsten Sinn des Wortes schon lange. Jetzt wird es etwas unappetitlich: Seit etwa zwei Jahren, so berichtet Wiedemann, werden die Container als Notdurftplatz benutzt. Und zwar mehrmals in der Woche. Das ist nicht nur für die Awista-Mitarbeiter eine Zumutung, sondern auch für die Berger. Zudem, so der Awista-Geschäftsleiter, dient der Abstellplatz zusätzlich als Müllkippe. Alles zusammen sei nicht mehr hinnehmbar. Das Dumme ist nur: Die Lage des Container-Standorts an der Staatsstraße ist für Autofahrer, die ihren Mist los werden wollen, schnell erreichbar, also optimal. Frühere Kontrollen gingen ins Leere.

Wer bringt eigentlich seinen Müll nach Berg? Ein schwerer Verdacht steht im Raum: Es könnten vor allem Bewohner aus dem Nachbarlandkreis Bad Tölz-Wolfratshausen sein, die in Starnberg und Umgebung arbeiten. Im Nachbarlandkreis sind die Müllgebühren höher. In diesem Fall würde es also einen illegalen Müllexport von Wolfratshausen in den Landkreis Starnberg geben. Ein ungewohntes Bild. Immerhin gelten die Starnberger als die größten Müllexporteure südlich der Donau. Es kann sogar der baldige Fall eintreten, dass selbst das Grüngut woanders hingekarrt werden muss, da die Anlage in Hadorf an ihre Kapazitätsgrenze gelangt ist.

Die Kamera und die Lautsprecheranlage sollen schon am 16. August in Betrieb gehen. Sollte also jemand seine Notdurft dann verrichten oder seinen Müll los werden wollen, wird er von der Kamera erfasst und gleichzeitig per Lautsprecher aufgefordert: "Verlassen Sie sofort den Platz, oder wir rufen die Polizei!" Der Awista-Geschäftsleiter verspricht sich davon eine abschreckende Wirkung. "Das Ganze hat Präventiv-Charakter", sagt Wiedemann. Er hofft, dass dadurch die Reinigungskosten für den Platz und für die Wertstoffbehälter wieder sinken werden. Und die Mitarbeiter werden auch erleichtert sein, seelisch natürlich.

© SZ vom 25.07.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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