Einbruchsserien im Landkreis:Der beste Schutz: aufmerksame Nachbarn

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Es gibt viele Tipps, wie man es Einbrechern schwer machen kann. Hauptkommissar Christian Neubert rät etwa dazu, Fenster und Terrassentüren nie gekippt zu lassen und im Zweifel schnell die Polizei zu rufen

Von Claudia Koestler, Bad Tölz-Wolfratshausen

Einbrüche nehmen bundesweit zu, und auch im Landkreis meldet die Polizei immer wieder solche Taten. In der Nacht auf Freitag traf es zwei Gebäude in Gaißach, eine Zimmerei und ein Haus, in dem drei Firmen ihren Sitz haben. Doch noch häufiger sind Privathäuser oder Wohnungen betroffen. In bestimmten Gemeinden sind die Diebe häufig unterwegs. In Icking und Münsing gab es regelrechte Einbruchsserien.

Während der Urlaubszeit stehen viele Häuser leer. Was kann man also tun, um die eigenen vier Wände und damit den intimsten Raum zu schützen, während man woanders weilt? Die Polizei gibt Verhaltenshinweise und Tipps, die die Gefahren eines Einbruchs massiv verringern. Der Wolfratshauser Polizeihauptkommissar Christian Neubert ist für Eigentumsdelikte zuständig. Er sagt ganz klar: "Der beste Einbruchsschutz sind aufmerksame Nachbarn." Denn sie könne man vorab ins Vertrauen ziehen über die Abwesenheit und sie bitten, ein Auge auf das Anwesen zu haben.

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(Foto: Polizei (Symbolfoto))

Entgegen einer weit verbreiteten Ansicht kommen Einbrecher nicht in erster Linie nachts, sondern lieber tagsüber von hinten über die Terrassentür.

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(Foto: Hartmut Pöstges)

Hauptkommissar Christian Neubert rät etwa dazu, Fenster und Terrassentüren nie gekippt zu lassen und im Zweifel schnell die Polizei zu rufen

Hingegen dürfe man niemals den Fehler begehen, die Abwesenheit allgemein zugänglich zu machen. Eingeweihte Nachbarn hingegen wüssten, ob ein Freund oder Verwandter Haus, Tiere und Pflanzen betreut oder sich jemand am Haus aufhält, der dort nicht hingehört. Die Nachbarn könne man auch bitten, Pakete entgegenzunehmen, den Briefkasten zu leeren, nach dem Rechten zu sehen und so Einbrecher zu vertreiben.

Neubert bedauert, dass Bürger oft nicht rechtzeitig die Polizei alarmieren, wenn sie etwas Verdächtiges bemerkten - seltsame Geräusche wie klirrendes Glas oder Fahrzeuge, insbesondere mit ausländischen Kennzeichen, die auffallend langsam durch Wohngebiete zögen. "Es ist immer das erste Mittel der Wahl, uns zu verständigen. Nur so kann eine Streife zeitnah nach dem Rechten sehen und gegebenenfalls mit den betreffenden Fahrern oder Personen abklären, ob sie sich dort berechtigterweise aufhalten", sagt der Hauptkommissar. Dabei sei es unerheblich, ob die Bürger die Nummer 110 wählten oder direkt die Wolfratshauser Polizeidienststelle unter der Rufnummer 08171/4211-0 oder eine andere Inspektion alarmierten: "Hauptsache, wir werden verständigt", so Neubert.

Leicht gemacht

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(Foto: Polizei Mainz/dpa)

Wer mit dem Selfie aus dem Urlaub in sozialen Netzwerken oder auf dem Anrufbeantworter mitteilt, dass er noch einige Zeit in Urlaub ist, macht es Einbrechern zu leicht, sagt Polizeihauptkommissar Christian Neubert (Bild links). Auch ein überquellender Briefkasten zeigt, dass man nicht da ist. Findige Einbrecher bringen inzwischen sogar Plastikstreifen an Eingangstüren an (rechts). Sind diese einige Tage später immer noch an Ort und Stelle, ist klar: Die Bewohner sind verreist, auch wenn Zeitschaltuhren das Licht an- und ausknipsen und die Rollläden öffnen und schließen. Auch heruntergelassene Rollläden hindern Einbrecher laut Polizei in der Regel nicht am Einsteigen, zeigen aber ebenfalls, dass niemand da ist. IHR

Neubert befürchtet nicht, dass in der Ferienzeit besonders häufig eingebrochen wird. "Unsere Erfahrung zeigt, dass es bei uns eher die dunkle Jahreszeit ist, die sich Einbrecher zunutze machen", sagt er. Nichtsdestotrotz müssten die Bürger für das Thema sensibilisiert werden und dafür, dass man Vorkehrungen treffen kann. "Jede Sicherung ist besser als keine Sicherung", erklärt der Hauptkommissar.

Schon einfache Maßnahmen könnten helfen. Denn der Zeitfaktor spiele eine entscheidende Rolle, weshalb kleine Sicherheitsmaßnahmen große Wirkung zeigen könnten. Gelinge es nämlich dem Einbrecher nicht, innerhalb von drei bis fünf Minuten einzudringen, gebe er meist auf. Dann steigt das Risiko, entdeckt zu werden, überproportional an. Um einen Einbruch zu vermeiden, reiche es meist, diese kritische Zeit zu überstehen. Eine der ersten Lektionen, die Neubert nennt, lautet folglich: Wenn man das Haus verlässt, sollte man alle Fenster verschließen und auch die Wohnungstür nicht nur ins Schloss fallen lassen, sondern mehrfach abschließen. "Man darf es den Einbrechern nicht leicht machen", sagt Neubert, und betont: "Gekippte Fenster sind offene Fenster."

Auch Hintereingänge sollten zugesperrt werden. "99 Prozent der Diebe steigen über die Hintereingänge in Häuser ein, also zum Beispiel über die Garagen oder die Terrassentüren, weil sie oft nicht so gut einzusehen sind", weiß Neubert. Hohe Hecken und viel Privatsphäre spielten den Einbrechern in die Hände.

Man muss allerdings das eigene Zuhause nicht gleich in ein Fort Knox verwandeln, auch kleine Nachrüstungen helfen: So lohne es sich beispielsweise, einen Bewegungsmelder mit automatischer Beleuchtung gerade für die hinteren Eingänge anzuschaffen. "So etwas schreckt enorm ab", weiß der Hauptkommissar. Auch bei Fenstern und Türen könne man nachrüsten. Spezielle Fenster aus dickerem Glas mit abschließbaren Griffen machen den Einstieg schwieriger. An Wohnungstüren können Zusatzschlösser mit Sperrbügeln angebracht oder das Türblatt mit einer Stahlblechplatte stabilisiert werden. Niemals dürfe man den Hausschlüssel draußen deponieren: "Einbrecher finden jedes Versteck", warnt der Experte. Geht der Schlüssel verloren, rät er dazu, den Schließzylinder auszuwechseln. Weiter Informationen im Internet unter www.k-einbruch.de

© SZ vom 03.08.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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