München/Eurasburg:Bayerischer "National Trust"

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Der Vorsitzende des Landesdenkmalrats sucht eine große Lösung nach britischem Vorbild

Von Alexandra Vecchiato, München/Eurasburg

Orden ohne Nachwuchs, Klöster ohne Bewohner - was wird aus den historischen Gebäuden, dem Besitz innerhalb und außerhalb ihrer Mauern? Eine Antwort auf diese Fragen zu finden, sieht CSU-Landtagsabgeordneter Thomas Goppel als eine der wichtigsten Aufgaben der Gesellschaft. Als Vorsitzender des Landesdenkmalrats hat er den Freistaat aufgefordert, sich der Thematik anzunehmen. Natürlich werde das teuer, sagte Goppel der SZ. Ein eigener Arbeitskreis "politischer Natur" mit Freistaat, Spitzenverbänden und Vertretern von Kirchen und Glaubensgemeinschaften ist in Planung. Noch in diesem Jahr soll er gegründet werden. Großes Ziel ist es, einen "National Trust" nach britischem Vorbild zu schaffen.

Wenn die Kirche wie beim Kloster Beuerberg die Umnutzung selbst in die Hand nehme und sich um ein Konzept im Sinne ihrer christlichen Aufgabe bemühe, mache er sich keine Sorgen. Eine Umwidmung etwa zur Unterbringung von Asylbewerbern oder Menschen, die ein Dach über dem Kopf bräuchten, habe einen großen Vorteil: Klöster, die durch die Nutzung durch Ordensgemeinschaften oftmals nach außen abgeschlossen seien, würden so wieder zum Bestandteil ihrer Umgebung, wieder zu einem Zentrum für alle. "Da darf man gespannt sein, was der Kirche alles einfällt", sagt Goppel. Er ist sich bewusst, dass sich die Kirche der Aufgabe angesichts der Kosten nicht allein stellen kann. Nutzungen, die der Gemeinschaft dienten, könne er sich gut vorstellen, mit Argusaugen müsse man alle anderen sehen. Im Fall des Klosters Wessobrunn könne er sich mit der Ansiedlung eines Naturkosmetik-Unternehmens anfreunden, "weil dann mit dem Kloster sonst nichts Schlimmes passiert".

Um die Integration der aufgegebenen Klöster und kirchlichen Liegenschaften - 45 sollen es in den nächsten zehn bis 20 Jahren sein; Goppel rechnet aber mit noch mehr - soll sich eben der Arbeitskreis kümmern. Wobei die Besitzer gerade in finanzieller Hinsicht nicht aus der Verantwortung gelassen werden dürften. Im Erzbistum München und Freising sieht man Goppels Vorschlag eher skeptisch. Zu groß ist die Sorge, der Freistaat könnte sich die Filetstücke aus kirchlichem Besitz unter den Nagel reißen. Goppel: Wer bei diesem Vorhaben nicht mitziehe, solle sich nicht beschweren, "wenn ihm zu kalt geworden ist. Büffel unter Kirchenvertretern sind aber selten".

Auch in den anderen Landtagsfraktionen sieht man die Arbeitskreis-Gründung kritisch. Diana Stachowitz, Vorsitzende des Arbeitskreises Kirche und SPD, erklärt, Goppel habe zwar ein wichtiges Thema aufgegriffen. Klöster gehörten zur kulturellen Identität besonders in Oberbayern. Doch die Politik dürfe sich nicht ohne Weiteres in kirchliche Belange einmischen. Sie verweist auf das Konkordat wie auf die Kosten: "Wofür soll der Steuerzahler noch alles herhalten?" Florian Streibl (FW) sieht Staat und Kirche gemeinsam in der Pflicht, müssten Lösungen erarbeitet werden, von Aschaffenburg bis Berchtesgaden. Ein Arbeitskreis sei "zu tief aufgehängt". Streibl: "Man kann sich nicht alles leisten. Der ein oder andere Pfarrhof muss verkauft werden dürfen."

© SZ vom 11.04.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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