Mitten in Wolfratshausen:Tolle Aura, überall

Manche Begegnungen sind unheimlich. Wenn sie sich häufen, könnte manch einer verzweifeln

Von Barbara Briessmann

Anderer Schauplatz, gleiches Szenario: Wie an dieser Stelle schon mehrfach erwähnt, fühlt sich so mancher in Wolfratshausen verfolgt, unsereins auch. Denn dort läuft einem ständig diese junge, hübsche Blondine über den Weg, die abrupt stehen bleibt, wenn sie ihre Zielperson sieht. Sie lächelt dann schlagartig und spricht denjenigen auf seine "positive Aura" an. Ohne mit der Wimper zu zucken fährt sie anschließend fort, ausschweifend über Ausstrahlung, seelische Verfassung, schwere Vergangenheit und fantastische Zukunft dieses Menschen zu dozieren. Alle Einwände, das würde alles nicht interessieren, wischt sie lächelnd beiseite. Leugnen gilt nicht, sie sieht mehr.

Was sie alles weiß, lässt so manchen verstört zurück. Deswegen hat unsereins beschlossen, dieser Frau aus dem Weg zu gehen. Wenn sie über den Markt läuft, wird abgedreht und Zuflucht in einer Passage oder einem Geschäft gesucht. Dadurch tendieren die Begegnungen und ihre Segnungen mittels der Erzengel Michael und Gabriel gegen Null. Das macht das Leben - und die Zukunft - leichter.

Ortswechsel: München, Haltestelle Fraunhoferstraße. Eine junge, hübsche Dunkelhaarige fragt eine Wartende aus Wolfratshausen, wann denn die Tram käme. Nichts ahnend sagt die Angesprochene, dass sie keine Ahnung habe. Da erscheint dieses Lächeln auf dem Gesicht der Hübschen: "Wissen Sie, dass Sie eine positive Aura haben? Wollen Sie mehr darüber wissen?" Die Wartende sagt es nicht einfach, sie schreit: "Nein!"

Ist das alles Zufall oder doch eher Schicksal? Jedenfalls zeigten die Beobachtungen an der Haltestelle, dass die junge Frau niemand anderes ansprach. Komisch. Unsereins bleibt da ratlos mitsamt Aura zurück.

© SZ vom 23.06.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: