Mitten in Wolfratshausen:Ein Mittel gegen Handy-Sucht

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Was die Augenfarbe mit dem Online-Konsum zu tun hat

Von BARBARA BRIEßMANN

Kennen Sie die Augenfarbe Ihrer Kinder? Sie werden natürlich brüsk und prompt antworten. Also, anders gefragt: Wann hatten Sie zuletzt Blickkontakt mit Ihren Adoleszenten? Wetten, dass Sie da ein wenig ins Grübeln kommen? Ein paar Jahre müssen wohl schon zurückgedreht werden. Sie werden sich erinnern, als die damals noch Kleinen eine CD-ROM in der Bücherei ausleihen wollten oder Videospiele von Klassenkameraden mitbrachten. Das Problem: Der Papa hatte Angst um die Sicherheit seines PC, die Mama hatte so ein Gerät gar nicht. Deswegen war das alles noch eine überschaubare Sache. Es blieb eigentlich nur Fernsehen - und auch das war begrenzt. Wenigstens konnten Eltern im Vorübergehen noch einmal schnell die Augenfarbe ihrer Kinder überprüfen.

Jetzt ist alles anders. Abhängig von einem Computer sind die pubertierenden Wesen nicht mehr. Fast kein Raum ist mehr ohne. Und: Sie haben ihr Handy, immer, überall, in der Hand, den Blick starr auf den kleinen Bildschirm gerichtet. Deswegen wissen Mutter und Vater nicht, ob sie den heutigen Tag der Videospiele feiern oder verteufeln sollen. Inzwischen gibt es das Starr- und Tipp-Verbot während der Mahlzeiten - reicht das? Kann es gesund sein, ständig auf einem Mini-Monitor herum zu tippen? Bekommen pubertierende Menschen überhaupt noch mit, dass es Leben außerhalb der digitalen Welt gibt?

Offensichtlich schaffen sie es manchmal. Nämlich dann, wenn Smartphone und Realität so gar nicht zusammenpassen wollen. Wie neulich im Wartezimmer: Ein junges Mädchen setzt sich, packt das Handy aus, spielt. Eine ältere Frau (auch schon infiziert) setzt sich daneben, packt das Handy aus, spielt. Plötzlich stöhnt die Pubertierende: "Mama, wann bin ich denn dran? Ich hab solche Kopfschmerzen." Mit der Tipperei hat sie ganz schnell aufgehört. Ihre Augenfarbe war übrigens blau.

© SZ vom 07.07.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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