Deutsch ist eine wunderbare Sprache, die zu Schöpfungen von großer Schönheit taugt. Es gibt zu Herzen gehende Gedichte von größter Poesie ("Ehret die Frauen! Sie flechten und weben himmlische Rosen ins irdische Leben", Friedrich Schiller), sprachmächtige Prosatexte ("Durch Deutschland muss ein Ruck gehen", Bundespräsident Roman Herzog) und sogar hinreißende Opernarien ("Hojotoho", Walküre, Richard Wagner). Daneben gibt es wissenschaftliche Texte von größter Präzision und nicht zu überschätzender Bedeutung, man denke etwa an Einsteins Relativitätstheorie. Und dann gibt es noch die Sprache, derer sich die Verwaltung und allerlei Planer bedienen.
Die geht zwar nur selten zu Herzen, und Schiller ebenso wie Einstein hätten womöglich einige Mühe, ihre Schönheit zu erkennen. Die ist ein wenig versteckt, offenbart sich aber dem kundigen Auge zuweilen bei genauem Hinsehen. Der Straßenbauingenieur kennt etwa eine "minderträchtige Brücke", ein Wort, das nicht zufällig an "niederträchtig" gemahnt. Der Raumplaner indes spricht vom "Hauptsiedlungsgebiet" ebenso wie vom "Trenngrün". Er weiß zudem, wie er mit dem Trenngrün umzugehen hat - er weist es aus, auf dass es der Gliederung von Siedlungsgebieten diene, mithin das Zusammenwachsen von Siedlungseinheiten verhindere.
In Schäftlarn kam beides nun zur Sprache, als sich der Gemeinderat mit der Fortschreibung des Regionalplans der Region 14 befasste. Der Ort mit seinen 5500 Einwohnern wird darin weiterhin nicht als Hauptsiedlungsgebiet dargestellt, und auch jegliches Trenngrün soll unverändert bleiben, in Umfang und Lage. Das kommt ein wenig trocken daher, die Schönheit ist schon arg versteckt. Ach, flöchte doch jemand Rosen in dieses Trenngrün! Man wäre durchaus geneigt, sie oder ihn zu ehren.