Martin Rütter, Deutschlands bekanntester Hundeflüsterer, lässt den Spruch auf T-Shirts drucken: "Der tut nix." Gemeint sind Hunde, auch die, die einen zähnefletschend anspringen. Das soll irgendwie lustig sein, vor allem verdient Rütter damit richtig Geld. Wir indes, wir können uns davon nichts kaufen, geschweige denn diesen Satz noch hören. Keine Gassi-Runde vergeht, in der er einem nicht entgegenschallt. Da heißt es: Augen zu und durch. Und ein Stoßgebet gen Himmel geschickt: "Herr, lass die Hündchen nicht als Häppchen am Wegesrand enden."
Jüngstes Beispiel: Spaziergang mit Dackel-Mix Eddy und Promenadenmischung Fanny, beide klein und süß - aber an der Leine, da können sie schon mal Menschen und Artgenossen mit ihrem Gekläffe nerven. Entgegen kommt ein flotter Radler in Begleitung eines Fleischpakets von Hund, natürlich nicht angeleint. Wie man es in der Hundeschule gelernt hat, verlässt man den Weg und macht einen weiten Schlenker über die Wiese. Die beiden Hunde sind begeistert, man selbst zufrieden - bis zu dem Augenblick, in dem von hinten ein "Der tut nix" daherkommt. Wie, der tut nix? Ein Blick über die Schulter, der Riese steht schnaubend direkt hinter einem. "Der tut wirklich nix", lässt der Radler vernehmen. Wenn jetzt noch ein: "Der will nur spielen kommt", dann . . .
Wie so oft soll dieser Satz nämlich nur darüber hinwegtäuschen, dass der Hund in einer solchen Situation gar nicht daran denkt, zu gehorchen und zu Herrchen oder Frauchen zurückzugehen, wenn er "Hektor", "Maya" oder "Bossi" gerufen wird. Nein, dieser Satz ist dazu da, die eigene Blamage zu kaschieren und sich selbst nicht eingestehen zu müssen, dass das viele Geld für Trainer für die - pardon - Katz war.
Wenn wir das nächste Mal "Der tut nix" hören, könnte die Antwort zwar lauten: "Ja, aber meine tun was." Das käme vielleicht nicht ganz glaubhaft rüber angesichts des Größenunterschieds. Am besten ist es, der Mensch hält sich heraus, in diesem Fall die Klappe. Eddy und Fanny, von der Leine genommen, schmusen den Riesen nieder. Der ist so eingeschüchtert, dass er mit eingezogener Rute das Weite sucht.