Mitten in Geretsried:Viel Nichts um Lärm

Wie man lange diskutieren kann und dann doch alles bleibt, wie es ist

Kolumne von Felicitas Amler

Dem humoristischen Dichter Wilhelm Busch verdanken wir die Erkenntnis über die eher unschöne Seite der Musik, die eben "stets mit Geräusch verbunden" sei. Was jeder leidvoll bestätigen kann, der nachts vergeblich Schlaf sucht, weil der Nachbar die Musik ungebührlich laut aus der Stereoanlage wummern lässt. Das Geräusch eines Rasenmähers andererseits mag manchem, der seinen Garten mit leidenschaftlicher Hingabe hegt und pflegt, geradezu wie Musik in den Ohren klingen. Ja, ja, so unterschiedlich sind die Leut'. Das war so in etwa der Tenor einer ungewohnt ausführlichen Debatte im Geretsrieder Stadtrat.

Das Thema: "Neuaufstellung der Verordnung über die zeitliche Beschränkung ruhestörender Haus- und Gartenarbeiten und über die Benutzung von Musikinstrumenten, Tonübertragungs- und Tonwiedergabegeräten". Uff. Die Stadt hat eine solche klangvolle Verordnung seit 2011, hätte sie aber gern aktualisiert. Die Zeitspannen sollten ein wenig verändert werden. Weil die Menschen heute eine lärmende Ruhestörung womöglich erst nach acht Uhr morgens erträglich finden, nicht schon um sieben. Und ähnliche Details mehr. Gerade über Details lässt sich aber trefflich streiten.

Da fanden also die einen, man solle nicht päpstlicher als der Papst sein, die Leute machten das schon unter sich aus. Von wegen!, meinten die anderen, alles müsse festgelegt werden. Es wurde über Laubsauger und Schneefräsen gesprochen, vor "Gängelei" gewarnt und über Bußgelder nachgedacht. So ging es munter hin und her. Geschlagene vierzig Minuten. Mit dem Ergebnis: Es bleibt nun doch alles, wie es ist. Gut, dass einmal drüber gesprochen wurde - in absolut angemessener Lautstärke übrigens.

© SZ vom 22.03.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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