Die Wolfratshauser S-Bahn erinnert allzu oft an eine störrische Diva. Sie ist sich dessen bewusst, dass die Menschen auf sie angewiesen sind, sofern sie mit öffentlichen Verkehrsmitteln nach München gelangen wollen. Das bekommt ihr aber nicht gut. Viel zu oft lässt sie die Leute hängen, kommt zu spät oder fällt komplett aus. Eine Entschuldigung bekommen sie aber meist nicht zu hören. Eine Diva hält es schließlich nicht für nötig, sich zu erklären.
Am Dienstagnachmittag kommt die S 7 aber pünktlich, alles andere wäre auch peinlich bei einer sogenannten Premierenfahrt. Die S-Bahn München startet ja gerade eine Qualitätsoffensive. Eine geschlossene Gesellschaft aus Kommunalpolitikern, Vertretern des Tölzer Landratsamts sowie der Deutschen Bahn und der Bayerischen Eisenbahngesellschaft bekommt an diesem Tag die Ehre, mit einem der ersten neuen Modelle auf Fahrt zu gehen. Außen glänzender, innen räumlich größer und heller: Das "offene Raumkonzept" mit geräumigeren Einstiegen und breiteren Durchgängen soll, wie es heißt, den Passagierfluss verbessern.
Doch ändert das auch etwas an der Zuverlässigkeit? S-Bahnchef Heiko Büttner beteuert, dass das Ein- und Aussteigen deutlich zügiger vonstatten gehen wird und damit in Summe auch Verspätungen oder Zugausfälle besser vermieden werden können. Die Bahn verspricht sogar, Kunden von 2019 an über breite Displays, die von den Decken hängen, über die Ankunftszeiten ihrer Züge zu informieren. Bei Verzögerungen soll auf der Anzeige der Grund für Störungen genannt und über mögliche Umsteigemöglichkeiten und Fahrplanänderungen informiert werden. Die Diva würde dann zur Grande Dame werden, die ihre Gäste nicht länger im Ungewissen warten lässt.