Mitten in Bad Tölz:Stille Post im Sitzungssaal

Von Klaus schieder

Die alten Griechen wussten Amphitheater zu bauen, wo auch die Zuspätkommer in der obersten Reihe noch jede Silbe der Schauspieler mitbekamen. 3000 Jahre später ist das mit der Akustik mitunter schwierig. Im großen Saal des Tölzer Landratsamtes müssen die Kreisräte fast ins Mikrofon beißen, damit ihre lokalpolitischen Lehrsätze zumindest phonetisch verständlich bleiben. Wer sich wegen einsetzender Rückenschmerzen aufrichtet, murmelt das Auditorium bald in den Schlaf. So sei es Martin Bachhuber (CSU) verziehen, dass seine Haushaltsrede nur bruchstückhaft rüberkam und nicht zu begreifen war, weshalb er Landrat Niedermaier mal als Josef, mal als Sepp ansprach. Es hörte sich so an: "Da ist der Josef ( ... ), doch ( ... ) die Balance ( ... ) UND ( ... ) frage ich, wo ist unser ( ... ) ABER JETZT ( ... ) wie der Sepp ( ... ) Ende gut, alles gut."

Vielleicht sollte der Landkreis mal über eine neue Mikrofonanlage nachdenken. Immerhin hat es sogar Bad Tölz geschafft, dass Stadtbaumeister Hannes Strunz seine Baupläne jetzt im Ausschuss nicht mehr mit Reißzwecken an die Wand pinnt. Sie werden hochmodern mit dem Beamer an die Wand geworfen. Das sei nachteilig, frotzelt Strunz. Denn anders als früher sehen die Stadträte nun jedes Detail und geben ihren Senf dazu. Auf den Kreistag übertragen, hieße dies: Es kann von Vorteil sein, wenn nicht alles klar zu verstehen ist. Nicht zuletzt für den Redner selbst.

© SZ vom 24.02.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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