Mitten in Bad Tölz:Nicht bewegen!

Lesezeit: 1 min

In der Dämmerung kann manches passieren...

Von Claudia Koestler

Neulich, mitten auf einem Parkplatz nahe der Tölzer Innenstadt: Langsam senkt sich das Dunkel über die Dächer und taucht alles in ein schattiertes Blaugrün. Ganz in Gedanken versunken nach einem arbeitsintensiven Tag will man eigentlich nur den Weg zum Auto und dann nach Hause antreten. Doch plötzlich ist da diese Stimme. Eine fremde Stimme. Und ganz nah am Ohr: "Nicht bewegen!"

Das also ist er, der Moment, auf den man sein Leben lang irgendwie theoretisch zumindest vorbereitet wurde: Durch die mahnenden Worte der Eltern, durch erschütternde Berichte in den Nachrichten, von Gangsterfilmen und Horrorszenarien. Der Moment, von dem man nie glaubte, ihn selbst zu erleben. Jetzt also ist er da, jener Satz im Ohr, in denen Sekundenbruchteile zu Minuten werden, in denen sich das Gehirn zu Höchstleistung aufputscht und der Puls den Takt dazu pocht.

Was will die Type hinter der Stimme? Einen Überfall begehen? Soll man schreien oder nur still halten und hoffen, dass man davon kommt? Noch bevor eine Entscheidung gefallen ist, schlägt der Hintermann zu. Immerhin, kein Schlag mit einem Baseballschläger. Und deshalb wagt man halb erschrocken, halb verdutzt, sich umzudrehen und vielleicht die Flucht nach vorne anzutreten.

Da blickt man plötzlich in das Gesicht eines sehr netten jungen Mannes. "So groß war die Spinne", sagt er, malt mit Daumen und Zeigefinger einen Kreis in die Luft und zeigt auf den Boden, wo im Schutze der nahen Dunkelheit eine dicke, schwarze Arachnida-Vertreterin gerade auf ihren acht Beinen verschwindet.

Da sind wir doch noch einmal glimpflich davon gekommen: Die Spinne, die jetzt wieder in ihrem Wohlfühl-Terrain weilen dürfte. Man selbst, weil der junge Mann sie dorthin gefegt hatte und ja, auch er, weil man sich nicht mehr an die blitzschnellen Verteidigungstaktiken aus dem Karate-Kurs erinnerte. Was bleibt ist das schöne Gefühl von Sicherheit im Landkreis, wenn tatsächlich nicht Spitzbuben, sondern Gentlemen in dunklen Ecken lauern.

© SZ vom 17.08.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: