Für Teenager mit eigenartigen Lesevorlieben war es vor ungefähr dreizehn Jahren gar nicht so einfach, in der Bücherei Stephen Kings "Friedhof der Kuscheltiere" auszuleihen. Das Buch, so pflegte der Bibliothekar zu sagt, sei erst ab 18 Jahren - ob man nicht doch lieber zu Harry Potter greifen wolle? Ja, man wollte, aber man wollte eben auch die Kuscheltiere. Jetzt umso mehr. Das ist, und da muss man sich wirklich nichts vormachen, nun einmal die Wirkung, die Altersbeschränkung und Zensur vor allem auf junge Rezipienten haben. Man stelle sich etwa einen minderjährigen Ego-Shooter-Spieler vor, der beim Anblick des blutroten FSK-Quadrats auf der vierten Battlefield-Auflage sagt: "Wie jetzt, erst ab 18? Na, dann lass ich mal lieber die Finger davon!" Na, klar. So läuft's.
Eine Freiwillige Selbstkontrolle für Bücher gibt es gar nicht - der Bibliothekar hat damals also gelogen. Aber wie ist die Lage bei Musik, für die es ja auch keine FSK gibt? Um Lieder mit entsprechendem Inhalt in Online-Shops zu kennzeichnen, bedient man sich des Vermerks "explizit". Manchmal steht er offenbar auch gleich unter dem Namen eines Künstlers. So gesehen im Google-Play-Shop. Dort bietet der "Bayernhans" sein Album zum Download an: Titel wie "Spanische Mondnacht" und "Ich hab an Knutschfleck" lassen Böses ahnen angesichts des Vermerks, der da in Versalien unter dem Cover steht, das den von der Sonne angestrahlten Geretsrieder CSU-Stadtrat Hans Ketelhut zeigt: EXPLICIT.
Schwere Kost erwartet den Hörer also, eine derbe Sprache, schonungslose Schimpfwörter, womöglich der blanke Horror, wie der Titel "Lass den Kopf net hänga" nahelegt. Eine FSK-Freigabe für diese CD läge wohl mindestens bei 68. Definitiv noch nichts für junge Stephen-King-Leserinnen.