Mein Tag:Fremden vertraut werden

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Eileen Schäfer ist Theaterpädagogin und Gründerin des Instituts Kultion in München. (Foto: privat)

Eileen Schäfer leitet einen interkulturellen Workshop

Protokoll von Hannah Fischer

Angst vor neuen Herausforderungen kennt Eileen Schäfer () offenbar nicht: Die Theaterpädagogin ist Gründerin des Instituts Kultion in München, freie Regisseurin, Autorin und Schauspielerin unter anderem in ihrem eigenen Theaterensemble "Theater Münchner Freiheit". Von Montag, 31. August, an ist sie in der Mehrzweckhalle Farchet anzutreffen, wo sie einen interkulturellen Theaterworkshop für Kinder anbietet. Das Thema: "Andere sind anders."

"Bei dem Theaterworkshop will ich den Kindern die Angst vor dem Fremden nehmen. Schon immer haben Menschen, auch Kinder, Angst vor dem Unbekannten und wollen sich vom Fremden abgrenzen. Als ich im vergangenen Jahr ein interkulturelles Theaterstück mit Flüchtlingen und professionellen Schauspielern in Wolfratshausen gezeigt habe, kam Marion Klement vom Kulturreferat auf die Idee, unsere Zusammenarbeit auszubauen. Sie schlug vor, dass wir uns weiter mit der Flüchtlingsthematik befassen. Wir haben beschlossen, einen interkulturellen Theaterworkshop ins Leben zu rufen. Ich bin schon gespannt darauf, wie das Projekt ablaufen wird. Denn natürlich fragt man sich als Organisatorin, wie das mit den verschiedenen Sprachen funktionieren wird, und wie die Theaterarbeit bei den Kindern ankommt.

Für den ersten Tag des Workshops habe ich zusammen mit meinen Kollegen - der Schauspielerin Judith Gorgass und dem Choreografen Alan Brooks - hauptsächlich Kennenlernspiele für die Kinder geplant. Der Choreograf Dominik Halamek ist ab der zweiten Woche dabei. Durch Theaterübungen und Körpersprache sollen die Kinder sich näherkommen. Auf die Fluchterlebnisse werden wir nicht näher eingehen - wir wollen kein Trauma aufbrechen. Im Workshop sollen die Kinder nach vorne schauen. Die größte Herausforderung wird wohl sein, dass sich die Kinder in einem ihnen unbekannten, neuen Regelsystem zurecht finden müssen. Nicht nur die Flüchtlingskinder, die neu in Deutschland sind, sondern auch die deutschen Kinder, die neu im Theater sind. So stellt der Workshop für alle eine ganz neue Erfahrung dar.

Entscheidend ist das Miteinander. Theater funktioniert nur, wenn alle sich gegenseitig unterstützen. Die Kinder werden sehr schnell merken, dass jeder Einzelne im Ensemble ein wichtiges Mitglied ist. Sie lernen schnell, sich gegenseitig zu helfen. Kinder sind kreativ und sprühen vor Leben. So werden wir gemeinsam auf neue Ideen für das Theaterstück kommen. Denn das ist nicht fest vorgegeben. Geplant ist, es gemeinsam mit den Kindern zu entwickeln. Ein paar Ideen haben wir schon: Vielleicht wird es ein Märchen, das von einem Land erzählt, in das plötzlich Fremde mit einer anderen Kultur kommen. Es kommt zu Konflikten. Am Ende verstehen sich alle wieder, weil sie bemerken, dass sie alle Gemeinsamkeiten haben. Ganz automatisch werden Vorurteile und Berührungsängste bei den Kindern durch die Theaterarbeit verschwinden.

Am Ende werden die Kinder das Theaterstück natürlich auch aufführen. Das wird ihnen noch ein größeres Selbstbewusstsein geben. Und sie müssen gemeinsam an einem Strang ziehen, um das zu schaffen."

Der Theaterworkshop findet von Montag, 31. August, bis Freitag, 11. September, wochentags täglich von 10 bis 16 Uhr in der Mehrzweckhalle Farchet statt. Noch sind Plätze frei. Die Anmeldung ist beim Bürgerbüro Wolfratshausen persönlich oder unter Telefon 08171/2140 möglich.

© SZ vom 27.08.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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