Lenggries:Kunstsee für Kunstschnee

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Er hat die Fläche von zwei Fußballfeldern: Der umstrittene Speicherteich am Brauneck wird vermutlich genehmigt - und nach der laufenden Skisaison am Garlandhang angelegt.

Birgit Lotze

Einer der größten Speicherteiche Bayerns wird voraussichtlich nach der laufenden Skisaison auf dem Brauneck am Garlandhang angelegt. Der abschließende nicht öffentliche Erörterungstermin in Bad Tölz, bei dem alle Träger öffentlicher Belange ihre Bedenken und Einwände gegen den umstrittenen See nochmals vortrugen, verlief in der vergangenen Woche ohne Überraschungen. Dora Schulze, die für Gewässer im Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen zuständige Abteilungsleiterin im Wasserwirtschaftsamt Weilheim, sprach sogar von einer "harmonischen Veranstaltung".

Nach Einschätzung von Achim Rücker, der den Landesbund für Vogelschutz (LBV) bei den Verhandlungen vertreten hat, ist der künstliche See "kaum noch zu verhindern". Der Chef der Brauneck-Bergbahnen, Peter Lorenz, rechnet spätestens im Februar mit einer positiven Entscheidung. "Natürlich werden uns Ausgleichsmaßnahmen auferlegt. Aber damit haben wir ja gerechnet. Das passt schon alles."

Die Brauneckbahn will bekanntlich den Teich nutzen, um weitere Pisten mit Schneekanonen zu beschneien. Der künstliche See soll 100 000 Liter fassen. Naturschützer bezeichnen ihn als "überdimensioniert". Bergwald werde zerstört, Tiere vertrieben und maßlos Energie verbraucht, da für die Teichgröße Regen- und Hangwasser nicht reichten und Unmengen Wasser hochgepumpt würden.

Wie riesig das Bauwerk wird, verdeutlichen die Zahlen: Der See umfasst eine Fläche von 1,8 Hektar, das entspricht in etwa zwei Fußballfeldern. Dora Schulze vom Wasserwirtschaftsamt spricht von zwölf Metern Stauhöhe und von einem Damm von bis zu 18 Metern Höhe. Bürger und Naturschützer hatten in den zwei Jahren des Verfahrens auch immer wieder die Frage gestellt, ob der Berg dieses Gewicht überhaupt aushalte. Das Wasserwirtschaftsamt ist zu dem Schluss gekommen, die Anlage entspreche den gesetzlichen Bestimmungen und werde keinen Hangrutsch auslösen. "Die Sicherheit der Talsperre ist gegeben, solange die Technik so eingehalten wird", sagte Dora Schulze.

Nun ist das Landratsamt an der Reihe. Christine Bonnet, Abteilungsleiterin für Natur, öffentliche Sicherheit und Umwelt, nimmt nicht Stellung zum laufenden Verfahren, sagt jedoch, dass "in nächster Zeit" mit dem Planfeststellungsbeschluss zu rechnen sei.

Die Themen Klimaerwärmung und die Gefahren von Beschneiungsanlagen für die Umwelt haben beim Erörterungstermin keine Rolle gespielt. Das stellten Bund Naturschutz und LBV bedauernd fest, schließlich hatten sie ihre Einwände stark darauf aufgebaut. Angesichts der Lage scheint Armin Rücker, zurzeit Chef des LBV Bad Tölz-Wolfratshausen, sogar etwas erleichtert. Er habe schon lebensfeindlichere Speicherteiche gesehen als den geplanten am Brauneck. Der See am Garland solle zumindest offen gelassen werden, so dass er auch im Sommer genutzt werden könne.

Geschäftsführer Peter Lorenz rechnet mit Kosten von 1,2 Millionen Euro, welche die Brauneck-Bergbahnen komplett selbst aufbringen müssen. Er möchte die Abfahrten Ahorn und Wegscheid mit zusätzlichen Kanonen beschneien und die Schneesicherheit am Brauneck erhöhen, um mit den Nachbarländern konkurrieren zu können. "Vermutlich kommen dann nicht mehr Tagesgäste", sagt er. "Aber sie können an mehr Tagen kommen."

© SZ vom 31.12.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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