Kreisklinik Wolfratshausen:"Wir haben nichts zu verbergen"

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Landrat Josef Niedermaier und der ärztliche Direktor der Kreisklinik Wolfratshausen nehmen Stellung zum Hygieneskandal.

Klaus Schieder

Eine "tausendprozentige Sicherheit" gebe nicht, auch nicht an der Kreisklinik Wolfratshausen. Dies hob Landrat Josef Niedermaier (Freie Wähler) in einem Pressegespräch am Donnerstag im Landratsamt hervor. "Aber wir haben nichts zu verbergen, überhaupt nichts."

Ist auch an der Kreisklinik Wolfratshausen denkbar? Dazu haben sich Verantwortliche geäußert. (Foto: region.wor)

Zusammen mit dem Geschäftsführer der Kreisklinik, Hubertus Hollmann, und dem Ärztlichen Direktor Stefan Schmidbauer stellte er das Sicherheitskonzept des Krankenhauses vor.

Grund für den gemeinsamen Auftritt waren der Hygieneskandal an zwei Münchner Kliniken und die kritischen Fragen, die der Kreisrat und frühere Klinik-Chefarzt Matthias Richter-Turtur im Kreistag gestellt hatte. Was die Sterilisation anbelangt, seien die Verhältnisse in Wolfratshausen "grundsätzlich anders" als in Bogenhausen und Neuperlach, so Schmidbauer. In der Kreisklinik, die ihre Operationsbestecke selbst sterilisiert und dafür fünf Fachkräfte hat, seien die Wege "extrem kurz".

Das Sterilisationsteam sei direkt dem OP angegliedert. Die Hygiene bezeichnete der Ärztliche Direktor als ein "Kernanliegen". Die Mitarbeiter des Krankenhauses wollten nicht nur "erfüllen, was erwartet wird, sondern da und dort mehr tun". Geschäftsführer Hollmann berichtete, dass die Sterilisation in dem 170-Betten-Haus erst Ende März von der Münchner Firma Simicon zertifiziert wurde.

"Das ist Sache des Landrats."

Das sogenannte "Riskmanagement" erläuterte Hollmann in einem Kurzvortrag. Das Konzept umfasst den betriebswirtschaftlichen Sektor, die Technik wie etwa den Brandschutz, die Verwaltung, das Umwelt- oder auch das Qualitätsmanagement. Im medizinischen Bereich werden die gesamte Hygiene in der Klinik vom OP bis zur Küche, die Transfusionsmedizin und die drei Operationssäle kontrolliert.

Die Frage von Richter-Turtur, weshalb die Abläufe in der Klinik nicht mehr nach dem umfangreichen Zertifizierungssystem KTQ geprüft werden, beantwortete Schmidbauer: "KTQ ist anders als vor ein paar Jahren und ein Format, das für eine kleinere Klinik wie unsere nicht mehr passend ist." Seit 2009 wird das Krankenhaus nach dem Verfahren DIN ISO 9001 jährlich, aber nur in Teilbereichen zertifiziert. "Das ist eine Philosophiefrage, beide Verfahren sind gleichwertig", sagte Hollmann.

Kommt es in der Wolfratshauser Klinik beinahe zu einem Fehler, können Mitarbeiter dies anonym melden. Dabei gehe es nicht um Schuldzuweisungen, sondern um "eine Gesprächs- und Fehlerkultur", sagte Niedermaier. Zu seiner Attacke gegen Richter-Turtur am Mittwoch im Kreisausschuss äußerte er sich nur kurz. Die Klinik-Mitarbeiter, die vor allem psychisch gefordert seien, reagierten "sensibel auf pauschale Unterstellungen", sagte er. Hollmann äußerte sich nicht: "Das ist Sache des Landrats."

© SZ vom 24.07.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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