Konzerte:Gut für die Seele

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Seit 20 Jahren organisiert Pfarrer Florian Gruber in seiner Freizeit Konzerte. Die kleine Kirche St. Michael hat sich damit einen Namen gemacht - sogar im englischen Königshaus

Interview von Stephanie Schwaderer

Jazz, Gospel, Klassik - die evangelische Kirche St. Michael liegt nur ein paar Schritte von der Wolfratshauser Loisachhalle entfernt - und macht dem Kulturtempel auf charmante Art Konkurrenz. Vor meist gut gefüllten Reihen spielen seit gut 20 Jahren mal namhafte Ensembles, mal aufstrebende Talente. Der Eintritt ist immer frei. Für das außergewöhnliche Angebot ist ein Kulturliebhaber verantwortlich: Pfarrer Florian Gruber.

SZ: Sind Sie mit der Seelsorge nicht ganz ausgelastet?

Florian Gruber: Doch, doch! Aber diese Konzerte sind mein Hobby, mein ehrenamtlicher Beitrag zum Kulturleben. Ich freue mich über den Kunstgenuss für mich und andere Musikbegeisterte, dafür erledige ich die Arbeit im Hintergrund. Ich versuche, auch den Hausmeister möglichst wenig dafür einzuspannen.

Wie wählen Sie Ihre Künstler aus?

Ich suche nicht aktiv, dazu fehlt mir die Zeit. Über die Jahre hat es sich aber herumgesprochen, dass wir ein guter Veranstaltungsort sind. Die Musiker wenden sich an uns. Manche kommen schon seit Jahren, andere spielen zum Beispiel bei einer Hochzeit oder Taufe in unserer Kirche und fragen dann, ob sie hier auch einmal ein Konzert geben könnten. Auch von Musikern der Stiftung Live Music Now bekommen wir mittlerweile häufig Anfragen. Was ich nicht mag, sind die großen Agenturen, die immer die gleichen Gruppen vermarkten. Die brauchen wir hier nicht.

Nächsten Mittwoch haben Sie mit dem "Ensemble Clarezza" wieder prominente Stammgäste im Haus. Wie haben Sie die gewonnen?

Diese vier Klarinettisten sind schon etwas ganz Besonderes. Die Eltern von Christoph Müller wohnen in Wolfratshausen; ich kenne sie vom gemeinsamen Chorsingen. Mit ihnen hatte ich das erste Konzert angedacht. Und nun kommt das Quartett schon zum fünften Mal. Ähnlich ist es mit den Queen's Six aus London, einem Ensemble, das bei den Empfängen und Feiern der englischen Königin singt und einmal im Jahr auf Tournee geht. Da heißt es mittlerweile immer Berlin - Wien - Wolfratshausen. Mit dem Onkel eines Sängers bin ich befreundet, er lebt in der Nähe. So hat sich der Kontakt ergeben. Für nächstes Jahr haben sich die Queen's Six auch wieder angemeldet. Da richten sie sogar ihre Deutschland-Tournee nach unserem Terminplan aus. Den Jazz wiederum hat meine Kollegin Elke Eilert ins Spiel gebracht, ihr Mann ist der Jazzmusiker Michael Eilert.

Sie bieten ein breites musikalisches Spektrum. Was ginge gar nicht?

Wenn die Qualität stimmt, geht Vieles. Auch Rock könnte ich mir vorstellen, wenn der Künstler etwas zu sagen hat. Ich habe eine klare Vorstellung davon, was Kunst ist und was Kommerz. Leute, die nur ihr Ding herunterspulen, interessieren mich nicht. Wenn jemand etwas zum Ausdruck bringen will, freut mich das.

Gab es auch schon Flops?

Ja, ein schreckliches Trompeten-Konzert. Der Cellist hat nur markiert, der kam überhaupt nicht mit, und die anderen haben furchtbar gespielt. Das war mir wirklich peinlich! Unsere Gäste verlassen sich ja darauf, dass sie hier Qualität geboten bekommen.

Und wie entlohnen Sie die Künstler?

Rein über Spenden: Alles was im Körbchen landet, geht zu hundert Prozent an sie. Unsere Gäste sind sehr anständig in ihren Gaben. Nur bei diesem schrecklichen Trompeten-Konzert - da waren die Einlagen eher mager.

Ensemble Clarezza, St. Michael, Bahnhofstraße 2, Wolfratshausen, Mittwoch, 27. Dezember, 19 Uhr, Eintritt frei, Spenden erbeten

© SZ vom 21.12.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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