Kommentar:Zuviel des Guten

Warum Landrat Josef Niedermaier mit seinen Überlegungen zum Namen des Kreises so sehr Recht wie auch gleichzeitig Unrecht hat

Von David Costanzo

Vor ein paar Jahren noch warb eine Billigairline mit Flügen nach "München-West". Manch ein Tourist auf der Suche nach dem Hofbräuhaus könnte sich also die Augen gerieben haben, als er dann auf einer Wiese landete, westlich von München zwar, das schon, aber ganze 115 Kilometer entfernt vom Platzl, nämlich in Memmingen. Namen können anlocken, Namen können aber auch in die Irre führen. Und darum hat Landrat Josef Niedermaier mit seinen Überlegungen zur Bezeichnung des Kreises so sehr Recht, wie er gleichzeitig Unrecht hat.

Namen stiften Identität, Namen geben Heimat. Und bei der Vereinigung der Altlandkreise Bad Tölz und Wolfratshausen wurden eben zwei Identitäten und zweimal Heimat in der Bezeichnung betoniert. Ihr da unten und wir da oben - oder anders herum. Dass diese Konkurrenz wieder aufbricht, sobald es etwa um Investitionen entweder in Nord oder in Süd geht, wie bei der Rettung wenigstens einer Geburtenstation im Kreis, ist bedenklich. Ein verbindender Name könnte zumindest künftigen Generationen eine gemeinsames Fundement geben. Ob dies nun "Oberland" sein muss, sei einmal dahingestellt.

Mit dem "Münchner Oberland" schießt der Landrat allerdings übers Ziel hinaus. Das klingt schon arg nach "Oberland der Münchner". Die Landeshauptstadt mag zwar Investoren anlocken und Kunden, aber Identität und Heimat sind so viel mehr als das. Sie sind einzigartig.

© SZ vom 09.05.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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