Kommentar:Weniger Emotionen

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Beim Umgang mit dem Wolf sollte mehr Sachlichkeit in die Debatte einziehen. Emotionen führen nicht weiter

Von Konstantin Kaip

Die Forderung nach einer sachlichen Debatte zum Wolf, die der Präsident des Bayerischen Jagdverbands Jürgen Vocke und der Kreisvorsitzende Wolfgang Morlang gestellt haben, ist verständlich. Die Diskussion, wie man mit dem Beutegreifer, der sich immer mehr verbreitet, umgehen soll, wird schließlich allzu oft sehr emotional. Interessengruppen und Argumentationen stehen sich scheinbar unversöhnlich gegenüber: hier Jäger und Landwirte, die das Ende ihrer für die Kulturlandschaft unabdingbaren Tätigkeiten fürchten; dort Naturschützer, die euphorisch von einer romantisch verklärten Rückkehr zur Wildnis träumen. Da hat es zuweilen den Anschein, als gäbe es für die Zukunft nur die Wahl, den Wolf wieder auszurotten oder ihn sich überall ungehindert ausbreiten zu lassen und die Landschaft mit meterhohen Elektrozäunen zu zerschneiden.

Ein guter Weg liegt freilich zwischen solchen Extremen. Um ihn zu beschreiten, kommt man mit Ideologien und Emotionen nicht weiter. Es braucht Fakten und Erfahrungen - und ehrliche Abwägungen. Eine sachliche Debatte müsste offen geführt werden. Sie sollte sich mit den Fragen befassen, wie man die Landschaft künftig nutzen will - und zu welchem Verzicht man bereit ist, in der Landwirtschaft, aber auch in der Freizeitnutzung. Und sie sollte sich mit geeigneten Habitaten und möglichen wolfsfreien Zonen auseinandersetzen - nicht das Ungewöhnlichste in einem Land, in dem es rotwildfreie Gebiete gibt, um den Wald zu schützen. Das Rotwild ist deshalb nicht vom Aussterben bedroht.

Zu einer sachlichen Debatte gehört aber auch, die Verhältnisse richtig zu verorten. In Oberbayern, wo es noch kein bestätigtes Wolfsrudel gibt, wäre ein bisschen mehr Gelassenheit daher angebracht. Viel Zeit verlieren sollten die Behörden und Verbände aber nicht.

© SZ vom 29.11.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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