Kommentar:Verzögerung als Taktik

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Das Isar-Kaufhaus in der Wolfratshauser Marktstraße steht seit Jahren leer. Es soll abgerissen werden und einem Neubau weichen. Doch nun klagen Nachbarn dagegen - die Erfolgschancen sind gering. Das Vorhaben wird nur verzögert

Von Konstantin Kaip

Die Nachbarn des ehemaligen Isar-Kaufhauses am Wolfratshauser Untermarkt haben es seit geraumer Zeit sehr ruhig. Schließlich steht das Kaufhaus, das einst so etwas wie das pulsierende Herz der Wolfratshauser Altstadt war, seit bald fünf Jahren leer. Dass es nun abgerissen und an seiner Stelle ein Wohn- und Geschäftshaus mit großem Laden im Erdgeschoss errichtet werden soll, hat der Stadtrat Anfang des Jahres unisono als wichtigen Schritt begrüßt. Denn der Neubau schließt die Lücke, die lange in der Innenstadt geklafft hat, und könnte die Initialzündung zur Wiederbelebung der Marktstraße sein.

Für die Nachbarn freilich wäre es eine Weile lang nicht mehr so ruhig wie in den Jahren davor: Abriss und Neubau werden in der historischen Altstadt mit ihren eng aneinander stehenden Häusern und schmalen Gassen zur Herausforderung, Unannehmlichkeiten sind in den vorgesehenen zwei Jahren Bauzeit nicht zu vermeiden. Was die drei Anwohner, die beim Verwaltungsgericht gegen den Vorbescheid geklagt haben, im Sinn haben, ist unklar. Dass aber zwei der Klagen noch nicht begründet wurden, legt dann doch die Vermutung nahe, dass es ihnen vielleicht nur um Verzögerung geht - um sich den unangenehmen Lärm und die Behinderungen durch die Baustelle zu ersparen und die Ruhe des Stillstands noch so lange wie möglich zu genießen.

Sollte das so sein, ist es reichlich kurz gedacht - und auch reichlich eigennützig. Schließlich hätten alle etwas von einer Wiederbelebung der Wolfratshauser Innenstadt. Dass das Großprojekt in der historischen Altstadt technisch äußerst anspruchsvoll ist, weiß auch der Investor Rainer Scherbaum. Bei Abriss und Bau müsse man "sensibel vorgehen", hatte er erklärt. Für technische Fragen wie das Abstützen der Nachbarhäuser oder den Umgang mit dem Grundwasser arbeite sein Unternehmen seit Jahren mit professionellen Spezialfirmen zusammen. Statt an mögliche Unannehmlichkeiten während der Bauphase sollten die Nachbarn lieber an das Ergebnis denken. Und für die Zukunft ihrer Stadt vorübergehende Beeinträchtigungen in Kauf nehmen.

© SZ vom 04.12.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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