Kommentar:Professionelle Forschung tut not

Die Geschichte von Waldram ist so bedeutsam und beispielhaft, dass sie einer gründlichen historischen Aufarbeitung bedarf

Von Felicitas Amler

Sollten Sybille Kraffts Worte nicht ungehört verhallen, so wird das womöglich Geretsried zu verdanken sein - nicht Wolfratshausen. Die Vorsitzendes des Vereins Bürger fürs Badehaus Waldram-Föhrenwald hat Recht: Die Geschichte, die es rund um dieses Badehaus heute noch - fast siebzig Jahre nach der Befreiung vom Nazi-Faschismus - zu erforschen gibt, ist groß. So groß, so bedeutend, so umfassend, so beispielhaft für verschiedene Phasen deutscher Zeitgeschichte, dass es eines professionellen Historikerprojekts bedürfte. Tatsächlich aber sind es Ehrenamtliche, die sich der gründlichen Erforschung angenommen haben. Hier der Badehaus-Verein, dort der Arbeitskreis Historisches Geretsried. Es ist unsagbar eindrucksvoll, wie viel auf beiden Seiten schon geleistet wurde und wird. Beeindruckt aber zeigt sich nur eine Stadt im Landkreis: Geretsried.

Neben Penzberg und Berg ist Geretsried als einzige Kommune bisher dem Badehaus-Verein beigetreten. Dieser Akt ist an Symbolkraft nicht zu unterschätzen. Wolfratshausen hat ihn bisher nicht vollzogen. Die Haltung der offiziellen Stadtpolitik gegenüber dem bürgerschaftlichen Badehaus-Projekt war anfangs schnöde ablehnend, dann hinhaltend-vertröstend, und sie ist bis heute allenfalls formal unterstützend. Ganz anders in Geretsried: Dort sagt der Bürgermeister, es sei ihm ein Anliegen, das Stadtmuseum mit dem Badehaus zu verknüpfen. Kulturreferent Hans Ketelhut betont, es sei wichtig, das Thema gemeinsam anzugehen. Und die Kulturamtsleiterin hat eine womöglich richtungsweisende Idee: ein Föhrenwald-Symposium zweimal im Jahr. Sollte dieser Gedanke Gestalt annehmen, dann hätte das Forschungsprojekt die öffentliche Aufmerksamkeit, die es verdient und braucht. Vielleicht ergreift Bürgermeister Klaus Heilinglechner ja die ausgestreckte Hand.

© SZ vom 13.06.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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