Kommentar:Impuls für Menschlichkeit

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Die Stadt Geretsried setzt das richtige Zeichen gegen rechtsextreme Schmierereien

Von Felicitas Amler

Selten haben rechtsextreme Umtriebe so positive Folgen: In Geretsried hat sich die Stadt durch widerliche Schmierereien ("Asylanten raus!", "Juden unerwünscht") zu einem Bekenntnis herausfordern lassen. Sie stellt sich demonstrativ an die Seite der Asylbewerber, indem sie deren Helfer mit Wort und Tat unterstützt. Integrationsreferentin Sonja Frank und Bürgermeister Michael Müller haben gemeinsam mit Asylsozialbetreuerin Elena Shushunova dafür gesorgt, dass die ehrenamtliche Flüchtlingsarbeit hauptamtlich gestützt und begleitet wird. Dies ist beispielhaft, selbst in einem Landkreis, der ohnehin allenthalben durch engagierte Asylarbeit auffällt.

Der Bürgermeister benennt den Zusammenhang ganz klar. Die rechtsextremen Parolen hätten gezeigt, sagt Müller, dass es in Geretsried Menschen gebe, die "diffuse Ängste vor einer angeblichen Überfremdung" schürten. Gegen diese "rechte Stimmungsmache" müsse man politisch Position beziehen. Und man müsse Menschen für die Nöte der Flüchtlinge sensibilisieren.

Manche, die sich bisher schon für Asylbewerber eingesetzt haben, fühlten sich bei der Präsentation des Strukturkonzepts für Haupt-/Ehrenamtliche aus dem Rathaus vor den Kopf gestoßen. Das formale Vorgehen wurde in Frage gestellt, eine "Hierarchisierung" kritisiert. Menschen, die sich - oft bis an die eigene Leistungsgrenze - engagiert haben, möchten nun nicht gegängelt werden. Das aber ist offenkundig auch nicht die Absicht der Stadt. Vielmehr wird es, je mehr Flüchtlinge kommen, immer weniger möglich sein, unstrukturiert zu helfen. Dass die Stadt rechtzeitig versucht, stützend einzugreifen, ist im Interesse aller - der Asylbewerber, der Ehrenamtlichen und der Hauptamtlichen.

Eine Flüchtlingshelferin sagte angesichts von vier bis zehn Wochenstunden, die Elena Shushunova von ihrem Trägerverein für die neue Koordinationsaufgabe bekommen hat, dies sei "ein Witz". Da mag etwas dran sein. Aber ohne dem Impuls der Stadt gäbe es nicht einmal dies.

© SZ vom 11.06.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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