Kommentar:Ein unnütz langer Weg

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Jetzt soll es in Geretsried und Königsdorf mit der Ultrafiltration ganz schnell gehen. Aber wer hat das Vorhaben denn verzögert?

Von Thekla Krausseneck

Der Zeitplan ist sportlich, aber wir setzen alles daran, das so auf den Weg zu bringen": Wer Stadtwerke-Leiter Jan Dühring so reden hört, gewinnt den Eindruck, dass ihm nichts jemals so wichtig gewesen ist wie der flotte Bau der Ultrafiltrationsanlage. Man möchte glatt vergessen, dass ihm und einer ganzen Reihe von Stadträten bis vor einigen Monaten etwas ganz anderes viel wichtiger war, nämlich genau diese Anlage zu verhindern.

Ende Oktober 2013, kurz nachdem in einer Probe ein coliformer Keim gefunden worden war, schrieben die Stadtwerke in einer Pressemitteilung, die Chlorung werde voraussichtlich nur eine Woche andauern - bis zur Inbetriebnahme der Ultrafiltrationsanlage werden daraus drei Jahre geworden sein. Drei Jahre, wo doch der Bau einer Ultrafiltrationsanlage - wenn man alles daran setzte, um sie auf den Weg zu bringen - nur ein bis anderthalb Jahre dauert. Was aber ist in den anderthalb Jahren seit Beginn der Chlorung passiert, was hat den Bau der Anlage verhindert? Den Stadtwerken Geretsried, mit kräftiger Rückendeckung aus dem Stadtrat, war kein Weg zu weit, um sich gegen die Ultrafiltrationsanlage zu lehnen. Es wurde eine Gerichtsverhandlung angestrebt, ein Gutachten bezahlt, zwischenzeitlich ein teurer Notverbund mit München angestrebt. Derweil setzten sich weder Stadtrat noch Stadtwerke mit den Gründen für die Bedenken des Gesundheitsamts auseinander: dass das Grundwasser an manchen Stellen des Wasserschutzgebiets nur einen halben Meter unterhalb der Erdoberfläche liegt und die Deckschicht kaum filtert. Wichtiger war es manchen Stadträten, Gesundheitsamtsleiter Franz Hartmann in öffentlichen Sitzungen zu beleidigen, Herbert Mieseler (SPD) bezeichnete ihn sogar als Enterokokke.

Das alles hätte nicht sein müssen. Widerstand gegen Behörden ist manchmal angebracht und nötig, aber diesmal war er völlig fehl am Platz.

© SZ vom 27.05.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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