Kein Krimi-Fan:Fakten statt Fiktion

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Seit Anfang des Jahres ist Steffen Frühauf Vize-Chef der Wolfratshauser Polizei

Von Julian Erbersdobler

Es kommt nicht oft vor, dass sich Steffen Frühauf am Sonntagabend auf Mördersuche macht. Außer es ermittelt einer wie Wotan Wilke Möhring. Ansonsten ist der Polizeihauptkommissar kein großer Fan von Serien wie dem Tatort. Auch "Hubert und Staller" schaut er sich eher selten an. "Man bekommt im Fernsehen oft den Eindruck, dass jeder Kollege alkoholsüchtig, geschieden und einsam ist", sagt er in seinem Büro in der Wolfratshauser Inspektion. Wenn man so will, dann ist Steffen Frühauf, seit Jahresanfang in Wolfratshausen Vize-Chef, das Gegenteil des Fernseh-Klischees. Der Stellvertreter von Dienststellenleiter Andreas Czerweny ist verheiratet, hat zwei Kinder und fährt mit dem Fahrrad ins Büro. Seit dem Abitur hat der 36-Jährige schon 17 Triathlons in der Iron-Man-Distanz gemacht: etwa vier Kilometer Schwimmen, 180 Kilometer Fahrradfahren und noch einen Marathon.

Schon Frühaufs Vater war Polizist. Als Kind habe er allerdings nur am Rande etwas von seiner Arbeit mitbekommen, sagt er. Der Sohn wollte entweder Lehrer, Pilot oder eben auch Polizist werden, erzählt Steffen Frühauf, der Brille, Drei-Tage-Bart und vier Sterne an der Uniform trägt. Was er an seinem Job schätzt? "Es gibt nur wenige Berufe, wo man Kontakt zum wirklichen Leben der Menschen hat." Manchmal kommen ihm aber auch Fälle unter, über die er selbst ein wenig schmunzeln muss. Immer wieder hört er von Menschen, die anderen Menschen Geld schicken, die sie eigentlich gar nicht kennen. "In solchen Fällen können wir oft nicht mehr viel tun", sagt Steffen Frühauf. Trotzdem sei es wichtig, alle Hinweise aus der Bevölkerung ernst zu nehmen. Der Hauptkommissar spricht vom einem enormen Vertrauensbeweis, wenn sich Bürger auch in vermeintlich peinlichen Lagen bei der Inspektion melden und um Hilfe bitten. Ohnehin hat Frühauf das Gefühl, dass die Menschen in Wolfratshausen und Umgebung anders auf die Polizei blicken als beispielsweise die Münchner. "Man merkt schon, dass die Leute hier wissen, dass wir für sie im Einsatz sind und auf sie aufpassen", sagt er. Nach dem Studium an der Hochschule für den öffentlichen Dienst war er auch unter anderem in der Inspektion 11 in der Münchner Altstadt stationiert. "Schlägereien vor den angesagten Clubs an Donnerstagen, Freitagen und Samstagen gehören da zum Alltag." Dagegen seien die Auseinandersetzungen hier in der Region meistens "harmlos". "Die Bevölkerung in Wolfratshausen ist außergewöhnlich angenehm", sagt Frühauf.

Arbeitstage in der Inspektion beginnen für den Hauptkommissar meistens um acht Uhr. Dann bereitet er sich auf die Frühbesprechung vor, die rund eine halbe Stunde dauert. Wichtig sei auch, den Überblick zu behalten, was in den umliegenden Inspektionen vor sich geht. "Gerade kommt es zum Beispiel vermehrt zu Obstkistendiebstählen." In manchen Fällen werde auch Unterstützung am Ort angefordert. Wie lange Steffen Frühauf selbst noch in der Wolfratshauser Dienststelle sein wird, ist noch nicht ganz klar. Anfang des Jahres kam er als Abgesandter der PI Weilheim an den Hans-Urmiller-Ring. Er ersetzt Michael Bayerlein vorübergehend, der befördert worden ist und jetzt in Murnau arbeitet.

© SZ vom 24.03.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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