Kartierung steht bevor:Naturschutz-Projekt ärgert Grundbesitzer

Lesezeit: 2 min

Das Rothenrainer Moor wird auf seinen Zustand untersucht. Pflanzen und Tiere werden dazu kartiert. (Foto: Harry Wolfsbauer)

Für das FFH-Gebiet in den Mooren südlich von Königsdorf soll ein Managementplan erstellt werden. Die Eigentümer der Flächen sind skeptisch

Von Alexandra Vecchiato, Bad Tölz/Königsdorf

Tief sitzt das Misstrauen bei den Grundbesitzern in Wackersberg, Königsdorf und Geretsried. Es geht um den Managementplan für das Fauna-Flora-Habitat (FFH) "Moore südlich Königsdorf, Rothenrainer Moore und Königsdorfe Alm". Für dieses Gebiet stellt die Regierung von Oberbayern als höhere Naturschutzbehörde einen sogenannten Managementplan auf. Während die Behördenvertreter bei der Auftaktveranstaltung mehrmals betonten, den Grundbesitzern würden keine Nachteile entstehen, bangen die Betroffenen, dass sie ihre Landwirtschaft nicht mehr betreiben und ihre Wälder nicht mehr bewirtschaften können. Besonders ärgert es die Grundbesitzer, dass sie die Experten, die die geschützten Gebiete kartieren, nicht begleiten können.

Gut 1000 Hektar ist das Areal groß, für das ein Managementplan aufgestellt werden soll und das Teil des europaweiten Natura-2000-Verbundes aus FFH-Flächen und Vogelschutzgebieten ist. Die Besonderheit liegt in der Vielzahl der Einzelflächen: 23 Teilgebiete untersuchen die Experten, bewerten die Lebensräume, ihren Zustand und die Tier- und Pflanzenarten, die sie dort finden. Dazu gehören die Rotherainer Moore, die Rothbachauen, die Babenstubener Moore, die Heubachauen, die Buchner Moore, die Moore am Geißbühel oder die Buckelwiesen an der Königsdorfer Alm. Ziel des Managementplans ist es, den guten Zustand des Natura-2000-Gebietes zu erhalten - und wo nötig, Verbesserungsmaßnahmen zu erarbeiten. Verpflichtend seien diese allerdings nur auf den Flächen, die dem Freistaat gehörten, sagte Regierungsdirektor Thomas Eberherr, im Landratsamt. Ulrich Müller von der Regierung von Oberbayern, der den Managementplan betreut, ergänzte: "Sie müssen nichts, aber Sie dürfen auch nicht alles."

Genau das ist die Sorge der Grundbesitzer. Landwirte befürchten, ihre Wiesen und Felder nicht mehr nutzen zu können wie bisher. Waldbesitzer haben die Sorge, dass ihnen Verbote auferlegt würden. Das Gros der etwa 100 Anwesenden im Landratsamt Bad Tölz-Wolfratshausen ärgerte die Tatsache, dass sie nicht informiert würden, wenn die Kartierer auf ihren Grundstücken unterwegs seien. "Das schürt Misstrauen", sagte etwa Sebastian Seidl aus Königsdorf und bekam dafür Applaus. Denn die Grundbesitzer, die ihre Flächen am besten kennen, könnten die Fachleute auch über Verschlechterungen aus erster Hand informieren.

Eberherr bat um Verständnis, dass seine Mitarbeiter nicht jeden Grundeigentümer kontaktieren könnten. "Uns stehen nur begrenzte Mittel zur Verfügung." Martin Bachmann vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten, das für die Bestandsaufnahme der Wälder in dem FFH-Gebiet zuständig ist, erklärte, dass es mehr als 400 Grundstücksbesitzer gebe, die vom Managementplan betroffen seien. Mit ihnen könne man keine Terminabsprachen treffen, zumal jeder Bereich vier- bis sechsmal begangen werde. Eberherr fügte hinzu, dass die Kartierung nach objektiven Gesichtspunkten erfolge und nicht abhängig sei von den Gesprächen mit den Grundbesitzern. Die Kommunikation mit den Behörden sei besser geworden, attestierte Peter Fichtner, Kreisobmann des Bauernverbandes. Dennoch: "Es ist viel Vertrauen kaputtgegangen."

Dass es mit dem Vertrauen hapere, habe er gemerkt, schloss Eberherr. In zwei Jahren sind die Grundbesitzer aus Königsdorf, Geretsried und Wackersberg zum Runden Tisch geladen. Dann wird ihnen der Entwurf des Managementplans vorgestellt.

© SZ vom 20.04.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: