Hirtenspiel:Hoffnung in bitterer Armut

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Die Tölzer Musikschule bringt ihr Hirtenspiel mit Adventssingen heuer auf die Bühne des Kurhauses. Die Aufführung wirkt auch dort ungebrochen aktuell.

Von Barbara Szymanski

Zwei arme Hirten, dargestellt von Franz Apfel und Monika Steinabcher, warten noch auf die Engel, die die Botschaft von der Geburt Christi bringen. Foto: Manfred Neubauer (Foto: Manfred Neubauer)

Seit vielen Jahren gehört das Tölzer Adventssingen zur Weihnachtszeit. Zum ersten Mal wurde das musikalische umrahmte Hirtenspiel mit neuem Konzept nach zwölf Jahren nicht in der Franziskanerkirche, sondern im Kursaal gespielt. Doch die plüschige Theateratmosphäre schadete weder der Stimmung noch dem Zuspruch: Der Saal war ausverkauft.

Eine Tradition wurde beibehalten: Nach den einzelnen Darbietungen wird eigentlich nicht geklatscht. Schließlich zieht sich das Hirtenspiel der Waldramer Musikerin Elisabeth Mayrhofer mit seinen kurzen Szenen der aus dem Lukas-Evangelium wie ein roter Faden durch die Gesangs- und Musikstücke von acht Chören oder Gruppen. Doch beim Auftritt des Kinderchors der Tölzer Musikschule mit 24 Buben und Mädchen in Dirndl und Lederhosen, die das heitere Lied "Es blühen die Maien" sangen, mussten die entzückten Zuschauer einfach heftig applaudieren - was die kleinen Sänger allerdings eher genierte.

Die anderen Formationen hatten mit Beifall kein Problem. Wie immer hatten die Organisatoren der Sing- und Musikschule Bad Tölz unter Leitung von Harald Roßberger ein abwechslungsreiches Programm mit vielen musikalischen Gästen vorbereitet. Neben dem Kinderchor wirkten mit das Klarinettenensemble "d'hölzern Prügel", das Harfenduo, das Ensemble für Alte Musik, die Saitenmusik, der Chor des Tölzer Adventssingens, das Bläserensemble sowie das Vokalensemble "Quantare".

Die Rolle des Sprechers übernahm Klaus Wittmann, der auch das Hirtenspiel einstudiert hatte. Dass die Weihnachtsgeschichte mit Herbergssuche nach wie vor hoch aktuell ist, lässt sich an den Flüchtlingsströmen oder den Abschiebepraktiken in der Bundesrepublik beobachten. Auch die bittere Armut der Hirten wirkt nicht an den Haaren herbeigezogen.

Denn wie in der Wochenendausgabe der Bad Tölz-Wolfratshauser SZ berichtet, gibt es allein hier 600 Menschen, die im Alter verarmt sind. Und doch war das Hirtenspiel nicht bitter, sondern wegen der engagierten Spielweise heiter, leicht und regte dennoch zum Nachdenken an. Ausgesucht hatte die Musikschule Weisen und Stücke, die wunderbar ins Voralpenland passen und nicht aus jedem Lautsprecher dudeln.

So klang das "Ave Maria" von César Frank, das Stephanie Waldherr bearbeitet hatte, stimmungsvoll und frisch. Auch eine Volksweise aus Kastelruth erinnerte keineswegs an die Gesänge der gleichnamigen Spatzen. Drei Hackbrett- und eine Gitarrenspielerin bezauberten damit die Zuhörer. Das Klarinettenensemble hatte sich ein Stück der Pollinger Weihnachtsmusik von Karl Edelmann ausgesucht, und das Harfenduo wagte einen flotten und dennoch feierlichen Landler. Das neue Konzept gefiel dem Publikum, das reichlich Applaus spendete.

© SZ vom 11.12.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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