Gemeinden widersprechen:Baumfällung nicht aus "Jux und Tollerei"

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Laut Bürgermeister Thomas Holz mussten diese Allee-Bäume in Kochel gefällt werden. (Foto: Friedl Krönauer/BUND)

Die Rathaus-Chefs von Kochel und Benediktbeuern weisen die Kritik des Bund Naturschutz zurück

Von Barbara Briessmann, Bad Tölz-Wolfratshausen

Die Gemeinden wehren sich gegen den Vorwurf des "rabiaten Abholzens". Das hatte der Bund Naturschutz im Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen angeprangert. "In weitaus größerem Umfang als in den Jahren zuvor fielen heuer in den Wintermonaten Sträucher, Feldgehölze und Bäume im öffentlichen Raum der Kettensäge zum Opfer", behauptete der Vorsitzende Friedl Krönauer. Das wollen die Bürgermeister nicht auf sich sitzen lassen: "Wir machen das doch nicht aus Jux und Tollerei", sagt zum Beispiel Hans Kiefersauer, Rathaus-Chef in Benediktbeuern.

Thomas Holz, Bürgermeister von Kochel am See, weist weit von sich, dass in seiner Gemeinde "willkürlich" Bäume gefällt würden. Die Eschen, laut Bund Naturschutz "sechs vitale, mächtige Bäume", in der Allee von Kochel-Altjoch zum See seien alle vom Pilz Hymenoscyphus pseudoalbidus befallen gewesen, sagt Bürgermeister Holz. Sechs Eschen seien dadurch geschwächt gewesen. "Wir haben jeden einzelnen Baum von einem Fachmann untersuchen lassen", so Holz, da auch die Bayerische Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft vor dem Pilzbefall warnt. Dadurch würden die Eschen geschwächt, könnten zum Beispiel einem Sturm nicht mehr standhalten. "Das Geschrei wäre groß, wenn Menschen deswegen von einem Ast oder Stamm erschlagen würden", will Holz konsequent weiter Eschen untersuchen lassen und entfernen, wenn es sein muss.

Diese Fällung sei auch nicht das Problem gewesen, rudert Bund-Chef Krönauer nun zurück. "Bei Eschen ist die zunehmende Schädigung durch den Pilz seit Jahren bekannt", sagt Krönauer, der selbst bis zu einem Umzug als Parteifreier im Gemeinderat von Kochel saß. Schlimm sei es, wenn Linden abgesägt würden.

In Benediktbeuern war dies der Fall. Vier Bäume am Ortseingang mussten daran glauben. Dafür hat Bürgermeister Kiefersauer eine Erklärung: "Das Straßenbauamt hat bemängelt, dass die Linden auf die Bundesstraße fallen könnten." Daraufhin habe ein Fachmann die Stämme mit je etwa einem Meter Durchmesser untersucht. "Sie waren zu 90 Prozent hohl", sagt Kiefersauer, es habe "Gefahr für Leib und Leben" bestanden.

Anders in Icking. Dort wurde auf der Maibaumwiese abgeholzt - für einen neuen Supermarkt. Die Gemeinde hat mit den Baumfällungen nichts zu tun, der neue Pächter Rewe war dort aktiv, um Platz für sein Geschäft zu schaffen. Trotzdem zeige das nach Krönauers Meinung "die Gleichgültigkeit im Umgang mit innerörtlichem Baumbestand".

Bürgermeister Hans Kiefersauer aus Benediktbeuern verwehrt sich gegen Gleichgültigkeit: "Mir gefallen doch selber alte große Bäume."

© SZ vom 01.04.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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