G 7:Gipfel-Satire

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Der Krüner Bürgermeister weiß sein Publikum mit bewussten und unfreiwilligen Pointen zu unterhalten

Von Felicitas Amler, Bad Tölz-Wolfratshausen

Gerhard Polt hätte es in seiner Serie "Fast wia im richtigen Leben" nicht besser bringen können. Thomas Schwarzenberger meint es aber keineswegs satirisch, als er über den bevorstehenden G 7-Gipfel in Elmau sagt: "Wenn ein Demonstrant über die Wiese läuft und ein Polizist hinterher, dann ist es bei uns immer vor einem schönen Motiv." Deswegen - kein Scherz - erhofft sich der Bürgermeister der 1900-Einwohner-Gemeinde Krün, in der sich Ende Mai, Anfang Juni Tausende tummeln werden, einen großen touristischen Erfolg. Mancher werde sich doch wohl, so meint er, angesichts der Aufnahmen sagen: "Wenn da mal nicht Gipfel ist, mach' ich da Urlaub!"

Die ein oder andere Schmonzette hat Schwarzenberger für seinen Vortrag zum Thema vorbereitet, manchen Gag landet er unfreiwillig, manchen bewusst. So berichtet er von vielen Gerüchten, die sich in seiner Heimatregion um den Groß-Event ranken. Ein eher spaßiges sei jenes, wonach die Bewohner des 1000 Meter hoch gelegenen Kirchdorfs Wamberg eine Woche lang zu Hausarrest verdonnert werden sollen. Stimmt natürlich nicht.

An anderer Stelle erklärt er, es sei rund um Elmau mit einigen tausend Menschen zu rechnen, "die wir unterbringen wollen, versorgen und letztlich auch entsorgen". Gelächter. Korrektur: Nein, nicht die Menschen sollen entsorgt werden, sondern ihre Hinterlassenschaften.

Zum Programm für die Begleitpersonen der sieben Staats- und Regierungschefs, vulgo: Damenprogramm, haben der Krüner Bürgermeister und sein Stab eigene Vorschläge eingereicht, doch die Entscheidung sei dem Ehemann der deutschen Bundeskanzlerin vorbehalten, berichtet er. Beim denkwürdigen G 8-Gipfel seinerzeit in Heiligendamm habe Joachim Sauer selbst einen Vortrag gehalten - über Quantenphysik. "Das wollen wir den Damen ersparen", versichert Schwarzenberger. Zumal ein "Damenprogramm", das die landschaftlichen Schönheiten der Region vors Auge brächte, "für uns natürlich von der Werbung her sehr wichtig wäre".

Zwei Highlights hat der Bürgermeister noch im Repertoire seiner nun schon ein paar Mal gehaltenen G 7-Rede aus lokaler Sicht: Wenn die Staatsgäste am Münchner Flughafen gelandet sind, werden sie vom bayerischen Ministerpräsidenten empfangen - zusammen mit den Gebirgsschützen, so habe Horst Seehofer es denen versprochen. Da sei er aber mal gespannt, sagt Schwarzenberger, was die Personenschützer angesichts der mit Karabiner-Gewehren bewaffneten Traditionalisten sagen werden.

Und dann ist da noch diese "nette Zahl": Sollte - was noch nicht feststehe - der amerikanische Präsident Barack Obama in Begleitung seiner Ehefrau Michelle anreisen, dann würde sich die Anzahl der Mitreisenden flugs erhöhen: "Um 200 bis 300 Personen." Eine Entourage, von der die Mitglieder der Frauen-Union, bei der Schwarzenberger am Mittwoch spricht, nicht einmal zu träumen wagten. Sie knabbern noch daran, dass eine andere "nette Zahl" bei Weitem nicht erfüllt ist: die 30-Prozent-Quote für Frauen in CSU-Vorständen.

© SZ vom 06.02.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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