Förderzentrum:Schulbegleiter besser einsetzen

Lesezeit: 2 min

Rektor und Dritter Landrat Klaus Koch befürwortet einen Modellversuch an der Tölzer Förderschule. (Foto: Harry Wolfsbauer)

Ein Modellversuch an der Tölzer Förderschule soll die steigenden Kosten der ambulanten Hilfe senken

Von Alexandra Vecchiato, Bad Tölz-Wolfratshausen

Der Landkreis investiert Millionen in die Jugendhilfe. Allein die Kosten für sogenannte Schulbegleiter betragen in diesem Jahr 680 000 Euro. In den vergangenen Jahren seien es jeweils etwa 400 000 Euro gewesen, sagt Landrat Josef Niedermaier (Freie Wähler). Die oberbayerischen Landkreise schlagen deshalb Alarm. Ein Versuch an der Tölzer Förderschule soll aufzeigen, ob durch einen effizienteren Einsatz von Schulbegleitern die steigenden Kosten gesenkt werden könnten.

Über das Thema Schulbegleiter tauschten sich die oberbayerischen Landräte bei ihrer Tagung am Montag im Informationszentrum des Walchenseekraftwerks aus. Im Anschluss informierten der Fürstenfeldbrucker Landrat Thomas Karmasin (CSU), Bezirksvorsitzender des Landkreistags, und sein Kollege Niedermaier bei einem Pressegespräch über die Inhalte des Austauschs, der alle drei Monate stattfindet.

Die Schulbegleitung ist eine ambulante Maßnahme der Eingliederungshilfe. Anspruch haben Kinder und Jugendliche, die an multiplen seelischen Störungen leiden. Dazu zählt auch Autismus. So seien die meisten Schulbegleiter für die Betreuung von jungen Menschen mit dem Asperger-Syndrom im Einsatz, sagte Karmasin. Stellen Eltern einen Antrag, entscheidet das Jugendamt über den Anspruch. Schulbegleiter sollen den Betroffenen unter anderem ermöglichen, am Unterricht an einer Regelschule teilnehmen zu können.

Ferner gibt es noch Schulbegleiter für Kinder und Jugendliche mit Behinderungen, deren Kosten die Bezirke übernehmen. Hintergrund ist die Behinderten-Konvention der Vereinten Nationen.

Eine Koordination zwischen den Jugendämtern der Landkreise und dem Bezirk gibt es bislang nicht. Es seien demnach oftmals mehrere Betreuer in einer Schulklasse anwesend, obschon es effizienter wäre, wenn sich einige wenige um mehrere Kinder kümmern würden. Bis dato haben Betroffene einen gesetzlichen Anspruch auf eine Eins-zu-eins-Betreuung. Und das, obwohl nicht klar sei, ob die Schulbegleiter tatsächlich den gesamten Tag gebraucht würden, sagte Karmasin. Diese Zweigleisigkeit müsse hinterfragt werden, denn die Kosten für die Schulbegleitung "laufen uns davon".

Niedermaier erklärte, dass man über einen Modellversuch an der Tölzer Förderschule nachdenke. Aus diesem Grund war auch Förderschulleiter und Dritter Landrat Klaus Koch (Grüne) zur Tagung eingeladen. Er berichtete, dass an seiner Schule manchmal neun bis zehn Schulbegleiter anwesend seien, wo vier bis fünf reichen würden, um mehrere Schüler während des Unterrichts zu betreuen. Man denke darüber nach, Pools zu bilden, sagte der Brucker Landrat. Das wolle man in Kooperation mit dem Bezirk Oberbayern tun.

Außerdem wäre es sinnvoller, wenn die Schulleiter selbst über den Einsatz der Schulbegleiter bestimmen könnten, ergänzte Niedermaier. "Wir wollen den gesetzlichen Anspruch nicht einschränken, sondern den Einsatz in Zukunft effizienter gestalten", betonte er.

© SZ vom 21.03.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: