Dilemma auf den Höfen:Bauer sucht Arbeiter

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Landwirtschaftliche Betriebe brauchen wieder Angestellte

Von Leonard Scharfenberg, Bad Tölz-Wolfratshausen

Die Betriebe werden größer, doch Arbeitskräfte sind schwer zu finden. Vor diesem Dilemma stehen viele Landwirte heutzutage. Ihre Höfe würden durch geringe Erzeugerpreise ins betriebliche Wachstum gezwungen, sagt Christian Stemmer, Geschäftsführer des Maschinenrings Bad Tölz-Wolfratshausen.

Durch neue Richtlinien und daraus folgende Kontrollen entstehe außerdem ein größerer Organisationsaufwand. Stall, Ernte, Düngen, Büro, Verkauf: Das alles sei schon sehr viel Arbeit, so Stemmer. Eine Arbeit, die immer mehr Bauern nicht mehr alleine stemmen können. Auch deshalb, weil Familienbetriebe oftmals damit zu kämpfen haben, dass der Nachwuchs lieber einem Beruf in der Stadt nachgehen will.

Für ein Seminar hatten Studierende der Landwirtschaftsschule Holzkirchen die Arbeitszeiten auf Bauernhöfen erfasst und ausgewertet. Dabei stellten sie fest, dass der Trend, mehr auf neue Technik als auf Arbeitskräfte zu setzen, in der Landwirtschaft vorbei sei. Es würden wieder mehr Menschen für die Arbeit auf dem Feld und im Stall gebraucht. Das sei nicht nur dem Wachstum vieler Betriebe geschuldet, so die Studenten. Viele junge Bauernfamilien hätten schlicht den Wunsch, einmal in den Urlaub fahren zu können oder zumindest für eine kurze Zeit stallfrei zu haben. Der Spaßfaktor dürfe eben nicht vernachlässigt werden, fordern die angehenden Landwirte.

Dafür sind jedoch meist zusätzliche Arbeitskräfte nötig. Besonders der Wunsch nach Vollzeitarbeitskräften sei groß. Man finde aber sehr selten welche, sagt Stemmer. Deshalb lagern manche Betriebe bestimmte Teile der landwirtschaftlichen Arbeit, wie zum Beispiel die Ernte, an andere Unternehmen aus. Die Bauernhöfe werden wahrscheinlich weiter wachsen. Eine Verbesserung im Leben und Arbeitsalltag der Bauern ist Stemmer zufolge bei dieser Entwicklung aber nicht zu erwarten. Die Belastung werde größer und die verfügbaren Arbeitskräfte weniger.

© SZ vom 24.03.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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