Bootfahren auf der Isar:Immer noch zu riskant

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An der Marienbrücke warnen kleine Schilder vor der Gefahr im Fluss. Die Flößer bereiten sich auf das schöne Wetter vor, das angekündigt ist. (Foto: Harry Wolfsbauer)

Das Landratsamt Bad Tölz hält das Befahrungsverbot für die Isar aufrecht. Noch ist zu viel Treibgut im Fluss, es gibt gefährliche Strömungen. Die Flößer nehmen den Betrieb wieder auf

Von Barbara Briessmann und Konstantin Kaip, Bad Tölz-Wolfratshausen

Am Wochenende soll das Wetter schöner werden. Das Bootfahren auf der Isar im Bereich des Landkreises Bad Tölz-Wolfratshausen bleibt jedoch bis auf Weiteres verboten. Am Freitag hat das Tölzer Landratsamt entschieden, das Betretungsverbot für den Fluss zwischen der Tattenkofener Brücke in Geretsried und der Dürnsteiner Brücke an der Landkreisgrenze aufrechtzuerhalten. Die Behörde hatte es am vergangenen Samstag verhängt, nachdem zahlreiche Bootsfahrer auf der Isar verunglückt waren und dabei sich selbst und die Rettungskräfte gefährdet hatten.

Das Landratsamt München hat sich am Freitag dazu entschlossen, das Betretungsverbot für die Isar zumindest bis Sonntag aufrechtzuerhalten. Sollte sich die Wetterlage entspannen, könnte es im Laufe des Sonntags aufgehoben werden. Das wird die Behörde unter www.landkreis-muenchen.de mitteilen.

Wie Cornelia Breiter, beim Tölzer Landratsamt für Wasserrecht zuständig, erklärt, habe die Behörde "konkrete Rückmeldungen" von Wasserwacht, Deutscher Lebensrettungsgesellschaft (DLRG), aber auch vom Wasserwirtschaftsamt Weilheim erhalten. Die Experten hätten am Donnerstag noch einmal sämtliche Gefahrenstellen im gesperrten Bereich in Augenschein genommen. "Sie halten die Situation auf der Isar nach wie vor für zu gefährlich", erklärt Breiter. Nicht nur wegen des Wasserstands, der an einigen Stellen schon zurückgegangen sei, andernorts wie etwa in der Pupplinger Au, mit mehr als 160 Zentimetern aber noch deutlich erhöht sei. Es gehe um die Gesamtsituation: Das trübe Wasser, die zahlreichen Treibholzansammlungen und die durch die Hindernisse ausgelösten, schwer berechenbaren Strömungen ließen es nicht zu, das Bootsfahrverbot aufzuheben.

Das Betretungsverbot soll mindestens bis Dienstag gelten, dann wird neu entschieden. "Wir werden die Situation weiter beobachten", sagt Breiter vom Landratsamt. Auf das Verbot weisen Schilder an allen Einstiegsstellen der Isar hin. Das Landratsamt hat die Entscheidung zudem auf seiner Homepage prominent veröffentlicht. Auch habe man alle betroffenen Stellen wie Polizeiinspektionen und kommunale Behörden informiert.

Die Flößer sind ausgenommen von dem Verbot. Am Samstag hat Michael Angermeier aus Arzbach sechs Floße auf dem Wasser, für Josef Seitner aus Wolfratshausen fahren fünf. Grund der Ausnahme: Flößer müssten sich nur an die Pegelgrenze halten. "Wenn der Pegel über 180 steigt, haben wir auf dem Wasser aber auch nichts mehr verloren", sagt Michael Angermeier. "Da ist das Floß weg, bevor jemand drauf ist."

Das Betretungsverbot für Wassersportler begrüßen die Flößer ausdrücklich. "Es war höchste Zeit für solche Regelungen", sagt Seitner. Seit drei Jahren habe sich die Lage auf der Isar immer mehr verschärft. "Unverantwortlich" findet er das Verhalten der Bootsfahrer. "Das ist eine ernste Angelegenheit", sagt er. "Wenn man sieht, wie die unterwegs sind, bekommt man Angst. Diese Leute begeben sich in Lebensgefahr." Die Isar sei kein Spielplatz. "Das sind Freizeitsportler mit null Erfahrung, die Ausrüstung ist miserabel, sie tragen weder Schwimmwesten noch Helme." Was Seitner besonders aufregt: "Und dann nehmen sie noch Kinder ohne jegliche Schutzausrüstung mit."

Michael Angermeier ist der gleichen Meinung: "Es ist Wahnsinn, was sich da auf der Isar abspielt." Vor allem bei den derzeitigen Pegelständen und dem vielen Treibholz sei das Fahren mit Badebooten "saugefährlich. Das sind ja alles Laien". Außerdem würden sich die meisten von ihnen vorher gar nicht erkundigen, wie gefährlich der Fluss sei. Angermeier fordert, für Freizeitsportler auf der Isar auch eine Pegelgrenze festzusetzen. Für seinen Kollegen Josef Seitner grenzt es an "ein Wunder, dass nicht mehr passiert".

Nach der wettermäßig dürftigen Saison freuen sie sich, am Wochenende wieder Gäste nach München bringen zu können. Beide Flößereibetriebe fahren nicht nur am Samstag, sondern auch mit je fünf Flößen am Sonntag. Das Wetter solle ja schön werden. Man hoffe darauf, dass es bis zu Saisonende hält.

Der Landesbund für Vogelschutz (LBV) hatte für den Sonntag einen Infostand für Bootsfahrer an der Wolfratshauser Marienbrücke geplant. Die Naturschützer wollten dabei vor allem Schlauchbootfahrer über die Naturschätze der Isar aufklären und ihnen Verhaltenstipps für eine naturverträgliche und sichere Fahrt geben. Der Termin wurde abgesagt, es werden ja keine Bootsfahrer unterwegs sein. Nicht nur der LBV, auch der Isartalverein, der "Verein Rettet die Isar jetzt" und der Bund Naturschutz sehen die vielen Bootsfahrer auf dem Fluss kritisch.

© SZ vom 13.08.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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