Bayerische Oberlandbahn:Unerfüllte Erwartungen

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Die BOB landet bei einer Qualitätsprüfung auf einem der hinteren Plätze - bereits zum zweiten Mal. Die Tester beanstanden nicht nur Defizite bei der Sauberkeit.

Isabel Meixner

Die Bayerische Oberlandbahn (BOB) hat in einem Qualitätsranking der Bayerischen Eisenbahngesellschaft (BEG) einen der hinteren Plätze belegt. Die BEG testete 13 Wettbewerbsnetze auf Sauberkeit der Fahrzeuge, Fahrgastinformationen, Funktionsfähigkeit der Ausstattung, Serviceorientierung der Zugbegleiter und Kundenorientierung bei Beschwerden. Dazu fanden in den vergangenen zwei Jahren pro Netz 400 Tests statt, die Hälfte davon inkognito. Zusätzlich wurden 1000 Fahrgäste befragt.

Die BOB verbindet das Oberland mit München. (Foto: Manfred Neubauer)

Am besten schnitt die Berchtesgadener Land Bahn, am schlechtesten Kahlgrund ab. Die BOB landete wie 2008/2009 auf Rang neun. Hauptkritikpunkt: die Sauberkeit des Zugäußeren und der Fenster sowie die Temperatur im Zuginneren. Positiv fielen den Testern vor allem Zugbegleiter und die Fahrgastinformation auf. BOB-Betriebsleiter Arno Beugel betonte: "Wir nehmen das Ergebnis ernst. Wir wollen eine gute Eisenbahn sein."

Geschäftsführer Heino Seeger reagierte enttäuscht, da die BOB in den vergangenen Jahren vor allem im Bereich Sauberkeit und Fahrgastinformation einige Verbesserungen erreicht habe. Er stellte den Vergleichsmaßstab der Interviewten und die Objektivität der Prüfer in Frage: Alte Fahrzeuge würden immer als schlechter empfunden als niegelnagelneue.

Dass für Unternehmen mit neuen Fahrzeugen die Kriterien leichter zu erfüllen seien, glaubt auch Beugel. Er kündigte an, die durch das Ranking aufgezeigten Probleme weiter anzugehen, wähnt sein Unternehmen aber auf einem guten Weg: "Wir sind deutlich besser als 2008/2009."

Von den Testern erhielten die Bahnen Punkte, je nachdem, wie gut sie ein Kriterium abdecken: null, wenn sie die Erwartungen der BEG gerade so erfüllt haben und plus 100 Punkte im besten beziehungsweise minus 100 Punkte im schlechtesten Fall. Die BOB kommt auf insgesamt minus 17 Punkte, ist also hinter den Erwartungen der BEG zurückgeblieben. Vor allem bei der Sauberkeit. "Die Kriterien sind sehr hart", meint Beugel dazu, und Seeger erklärt den neunten Platz damit, dass nicht sein Unternehmen schlecht, sondern die anderen "einen Tick besser" waren.

Besonders das ganztägig hohe Fahrgastaufkommen stellt die BOB laut Beugel vor Probleme: "Die Reinigung während des laufenden Betriebs ist schwieriger." Die Bayerische Oberlandbahn hatte als Reaktion auf das Qualitätsranking vor zwei Jahren einige Aktionen gestartet, um bei derlei Untersuchungen künftig besser abzuschneiden: In die Reinigung wurde Beugel zufolge mehr investiert, das Personal geschult und die Fahrgäste mit einer Plakataktion dafür sensibilisiert, den Müll zu entsorgen.

Auch auf die jetzigen Ergebnisse wird die BOB reagieren: Beugel kündigte bauliche Veränderungen wie den Einbau einer besseren Lüftung in den Toiletten an. Auch Seeger sagte, man werde Schlüsse aus den Kritikpunkten ziehen. Aber auch die bereits realisierten Maßnahmen möchte er auf den Prüfstand stellen: "Wenn wir uns nicht verbessern, dann können wir uns das auch sparen." Derzeit läuft die Ausschreibung für die Strecken der BOB von München nach Lenggries, Tegernsee und Bayrischzell. Noch bis Juli können sich Unternehmen bewerben.

© SZ vom 20.03.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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