Barbara Schwarzmann:Atlantiküberquerung dramatisch gescheitert

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Barbara Schwarzmann und ihr Ruder-Partner Anton Weikmann sind auf dem Atlantik in Seenot geraten. Sie wurden gerettet - ihr Boot versank.

Suse Bucher-Pinell

Es sollte ein Rekord werden. Als erste Deutsche wollte Barbara Schwarzmann aus Sachsenkam mit einem Boot über den Atlantik rudern - gemeinsam mit ihrem Ruder-Partner Anton Weikmann aus Reichersbeuern. Die beiden wären zudem das erste deutsche Ruder-Paar gewesen, das den Atlantik auf diese Weise überquert. Der Traum ist geplatzt. Am sechsten Tag auf See endete das Abenteuer mit einer "mehr als dramatischen Rettungsaktion".

Ein Bild aus hoffnungsfrohen Tagen: Barbara Schwarzmann vor dem Start zur Atlantiküberquerung mit ihrem Ruderboot "Santa Maria". (Foto: Manfred Neubauer)

Ein philippinisches Frachtschiff nahm die beiden nach der Havarie ihres Bootes "Santa Maria" auf. "Unser Leben ist uns geschenkt worden, dafür bin ich unendlich dankbar", schreibt Barbara Schwarzmann in ihrem Blog. Die Santa Maria ist mitsamt Ausrüstung und Proviant für die auf rund 100 Tage angesetzte Passage gesunken.

Rund ein Jahr lang hatten sich Barbara Schwarzmann und Anton Weikmann auf die ungewöhnliche Reise vorbereitet. Das 7,60 Meter lange Boot im schwedischen Kristiansand mit Hänger und Auto geholt, es überholt, umgetauft und frisch lackiert. Sie hatten Sponsoren gesucht und auf dem Sylvensteinsee trainiert. Und sie hatten fischen gelernt, um im Notfall auf ihrer Rettungsinsel nicht hungern zu müssen. Die kam nun offenbar gar nicht mehr zum Einsatz.

Am 9. Dezember waren die ambitionierten Oberländer nach einer 58-stündigen Fahrt mit Auto und Bootsanhänger im marokkanischen Agadir angekommen. Dort sollte die Überquerung starten und gut 100 Tage später auf der Antilleninsel Barbados zu einem glücklichen Ende gebracht werden. Doch sie mussten sich gedulden, das Wetter spielte nicht mit.

Schwarzmann wusste, wie wichtig ein ruhiger Start sein würde, am besten bei Windstille oder einer leichten Brise, welche die Ruderer westwärts an den Kanaren vorbei tragen sollte. Sie wusste, dass im vergangenen Jahr ein Ozeanruderer Warnungen des Hafenmeisters von Agadir in den Wind geschlagen hatte und zwei Mal in den Hafen zurückgezogen werden musste. Und dass Anfang Dezember zwei Engländer mit ihrem Katamaran havariert waren und einer von ihnen ertrank.

"Wir warten ab", meldete die Sachsenkamerin vernünftigerweise nach Hause. Dann, am ersten Weihnachtsfeiertag, ging es um 6 Uhr los, obwohl das Wetter noch immer nicht perfekt war. "Wenn nicht jetzt, dann hängen wir bis Neujahr hier", schrieb sie. Und es schien auch alles gut zu gehen trotz stürmischer See und hoher Wellen, bald sei es ruhiger geworden. "Das Drama fing am 29. Dezember an, die angekündigten moderaten Südwinde entpuppten sich als Sturm mit vier Meter hohen Wellen." Strömungen mit unterschiedlichen Richtungen, Wellen und Wind zerschlugen das Ruder. Am ersten Fallschirmanker riss ein Tau, der zweite versagte nach kurzer Zeit ebenfalls völlig seinen Dienst. "Wir waren zum Spielball der Wellen geworden", sagt Schwarzmann. "Schweren Herzens" setzten sie einen Notruf ab.

Glück im Unglück. Nur sieben Seemeilen entfernt hörte den ein philippinisches Frachtschiff, das Schwarzmann und Weikmann nach einer "mehr als dramatischen Rettungsaktion" aufnahm. Dabei wurde die Santa Maria beschädigt. Wenig später, im Schlepp des Frachters, riss das Tau und sie sank ganz.

Außer Pässen, elektronischem Kleinkram und zwei Schwimmwesten am Leib verschwand alles Hab und Gut auf dem Meeresgrund. "Ich muss jetzt erst einmal verdauen, dass die Santa Maria wirklich unwiederbringlich auf See geblieben ist." Voraussichtlich nächste Woche hoffen die Oberländer wieder zu Hause anzukommen.

© SZ vom 07.01.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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