Bad Tölz-Wolfratshausen:Wertstoffsammlung wird einfacher

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Ihren Müll müssen die Bürger nicht mehr lange selbst wegbringen. Der Landkreis will ein Holsystem mit Gelbem Sack oder Gelber Tonne einführen. Die Umstellung könnte schon 2018 erfolgen.

Von Klaus Schieder, Bad Tölz-Wolfratshausen

Die Tage der Wertstoffhöfe dürften im Landkreis gezählt sein. Die Tendenz gehe zur Einführung eines Holsystems, sagte Reiner Späth, Leiter des landkreiseigenen Abfallwirtschaftsunternehmens (AWU), am Mittwoch im Kreistag. Die Bürger können dann den Abfall, den sie bisher zum Wertstoffhof bringen, in einen Gelben Sack oder in eine Gelbe Tonne stopfen. Das Müllsystem könnte schon 2018 geändert werden. "Den Sack können wir haben, wenn wir es wollen, mit der Tonne wird es wohl schwieriger", sagte Späth.

Für die Umstellung hatten mehr als 1600 Bürger aus dem Landkreis zu Jahresanfang eine Online-Petition unterschrieben. Auch in den Fraktionen des Kreistags, mit denen er gesprochen hatte, gehe der Trend zum Gelben Sack, obwohl es dort auch immer noch Bewahrer des alten System gebe, berichtete Späth. Die Änderung kann der Landkreis allerdings nicht selbst vornehmen. Der Grund: Seit 25 Jahren sind Unternehmen verpflichtet, die von ihnen in Umlauf gebrachten Verpackungen zurück zu nehmen. Weil dazu nicht alle imstande sind, wurde von der Wirtschaft das Duale System eingeführt. Dabei organisieren Dienstleiter das Einsammeln das Verpackungsmülls. Zehn Duale Systeme gibt es mittlerweile in Deutschland. Der Landkreis wird am Mittwoch, 26. Oktober, an eines davon verlost. "Das verspricht eine Kosteneinsparung, wenn wir nicht dabei sind, wird es steinig", sagte Späth.

Die Grünen im Kreistag hätten statt des Sacks lieber eine Tonne. Dies hob der stellvertretende Landrat Klaus Koch in der Kreistagssitzung hervor. "Die Gelbe Tonne ist unser favorisiertes System", betonte er. Sie würde in einer Region, die vom Tourismus lebe, zur grauen, grünen und braunen Tonne passen. Dies wäre die vernünftigste Lösung und habe sich andernorts schon bewährt, sagte Koch.

In seinem Geschäftsbericht zeigte sich Späth recht zufrieden. Knapp 33 000 Tonnen Bioabfall und Grüngut seien voriges Jahr in der Anlage der WGV Recycling GmbH in Quarzbichl verarbeitet worden, sagte der Geschäftsleiter. Davon waren 13 000 Tonnen Grüngut und 9000 Tonnen Bioabfall aus dem Landkreis. Der Durchsatz lag bei 80 Prozent. Damit seien 89 Prozent der geplanten Stromerzeugung in der Biogasanlage erreicht worden, die seit zwei Jahren in Betrieb ist, so Späth. Sie lieferte 5,06 Millionen Kilowattstunden im Jahr, kalkuliert waren 5,7 Millionen. Beim Gas wurde sogar mehr produziert als geplant: 2,57 statt 2,52 Millionen Kubikmeter. "Eine schöne Entwicklung, das macht etwas Mut", sagte Späth.

Eher ernüchternd fällt die Bilanz in der Anlieferung von Papier und Kartonagen aus. Mit 11 500 Tonnen im Vorjahr gehe die Bilanz klar nach unten, sagte der Geschäftsleiter: "Das tut weh, die Papiervermarktung war schon ein Geschäft für uns." Seinen Worten zufolge liegt dies unter anderem daran, dass die Zeitungen ständig dünner würden, auch das Papier werde schlechter. Dagegen erhöhte sich die Zahl sperriger Abfälle, worunter nicht bloß alte Möbel, sondern auch Altholz, Grobschrott und Elektrogeräte fallen. 2015 betrug die Menge hier 10 272 Tonnen. Beim Altholz zahle man drauf, um es zu verwerten, sagte Späth: "Keine schöne Entwicklung."

Die Gebührenerhöhung zu Jahresbeginn brachte ihm nicht viel Ärger ein. Es gab lediglich eine Klage gegen die Neuregelung, mit der sich vor allem die Grundgebühr für die Biotonne auf 32,50 Euro erhöhte. "Für die meisten Menschen ist es verständlich, dass man nach 20 Jahren Stabilität mal an der Gebührenschraube drehen muss", sagte Späth. Überdies gibt es seit Jahresbeginn auch einen zentralen Gebühreneinzug und damit für die Bürger keinen dezentralen Ansprechpartner mehr. Dafür wird der Sozialtrakt des Unternehmens aufgestockt, das vier bis fünf neue Mitarbeiter einstellen will. Geplant ist auch der Kauf einer neuen Software. Späth will im Internet eine Art Formular-Center für die Kunden anzubieten. Eine WGV-Abfall-App gibt es schon. Sie zeigt unter anderem die Sammelstandorte im Landkreis an und erinnert die Nutzer an Abholtermine.

Das Abfallwirtschaftsunternehmen steht finanziell gut da. Die Bilanzsumme betrug im Vorjahr knapp 14,9 Millionen Euro, der Gewinn belief sich auf 130 000 Euro. Die WGV, in der die AWU der Mehrheitsgesellschafter ist, kam auf eine Bilanzsumme von 18,48 Millionen Euro und einen Gewinn von 104 000 Euro.

© SZ vom 22.10.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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