Bad Tölz-Wolfratshausen:Nur zwei Frauen ausgezeichnet

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Kreisausschuss fördert Gleichstellung - mit minimaler Mehrheit

Gleichstellungsbeauftragte kann ein harter Job sein. Diese Erfahrung musste Karin Weiß am Montag im Kreisausschuss des Kreistags machen. Die Gleichstellungsbeauftragte im Landratsamt Bad Tölz-Wolfratshausen hat die Preise, die der Landkreis vergibt, unter die Lupe genommen und ist dabei auf den Wirtschaftspreis gestoßen. Bei den 41 Preisvergaben bislang seien nur zwei Unternehmerinnen geehrt worden, das entspreche einem Frauenanteil von nur 4,6 Prozent. Sie beantragte eine Erweiterung der Vergaberichtlinien für den Wirtschaftspreis mit dem Ziel, dass künftig Unternehmen, die mehr Frauen in Führungspositionen bringen wollen oder gezielte Förderprogramme anbieten, honoriert werden sollten. Das klang den Männern im Gremium sehr nach "Frauquote": Es gab eine denkbar knappe Mehrheit. Besonders in der CSU stieß der Antrag auf Ablehnung.

Es sei es wichtig, "Führungsfrauen" als Vorbilder für Mädchen und andere Frauen "sichtbarer" zu machen, begründete Weiß ihren Antrag, und zwar unabhängig davon, ob Frauen selbst Unternehmerinnen seien oder im Hintergrund zum Erfolg einer Firma beitragen. Noch lange sei die Gleichberechtigung von Mann und Frau nicht erreicht. Bestes Beispiel sei die Tatsache, dass Frauen weniger verdienten als ihre männlichen Kollegen.

Doch solche Argumente verfingen nicht. Auch nicht, als Grünen-Kreisrätin Barbara Schwendner betonte, man brauche ja nur einen Blick in die Runde zu werfen. Sie ist die einzige Frau im 13-köpfigen Kreisausschuss. Es gehe darum, für dieses Thema zu sensibilisieren. Außerdem stellten Frauen die Hälfte der Bevölkerung.

Das Gremium einigte sich letztlich darauf, den Satz "Unternehmen, die besondere Erfolge in der betrieblichen Gleichstellung von Mann und Frau erzielt haben" in die Richtlinien aufzunehmen. Aber nur mit einer Stimme Mehrheit. Fast die komplette CSU und Teile der Freien Wähler lehnten das Ansinnen der Gleichstellungsbeauftragten ab.

Besser wurde die Debatte nicht, als Landrat Josef Niedermaier (FW) vorschlug, die Förderung von Behinderten in einem Atemzug mit Frauen aufzunehmen. Weiß' Kommentar auf die Gleichsetzung: "Finden wir noch eine Randgruppe, die wir aufnehmen."

© SZ vom 24.11.2015 / veca - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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