Bad Tölz-Wolfratshausen:Nach der Schule ist vor der Schule

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Die Absolventen haben am Freitag ihre Mittlere-Reife-Zeugnisse erhalten. Viele werden nun an der Fachoberschule das Abitur anstreben. In Geretsried bleibt die Missstimmung weitgehend ausgespart

Seit man auf der Realschule eine zweite Fremdsprache lernen kann, erfreut sich diese Art der weiterführenden Schule wachsender Beliebtheit bei Eltern, die ihre Kinder nicht dem achtjährigen Gymnasium aussetzen wollen. Am Freitag erhielten die Absolventen ihre Mittlere-Reife-Zeugnisse. Viele lernen nun an der Fachoberschule weiter.

Geretsried

In der Realschule Geretsried hatte man offenbar einen Entschluss gefasst: Man würde das, was sich im diesem Schuljahr dort abgespielt hatte, nicht an die große Glocke hängen. Von den Unstimmigkeiten mit Direktor Armin Eder, der nun nach zwei Jahren die Schule verlassen wird, war keine Rede. Die Abneigung drückte sich in Kleinigkeiten aus, so sparten die stellvertretende Schulleiterin Christine Venus-Michel und Schülersprecherin Lucia Fordermair Eder in ihrer Begrüßungsrede aus, Bürgermeister Michael Müller grüßte "den Landrat Klaus Koch und den Direktor", ohne einen Namen zu nennen, und der Elternbeiratssprecher Toni Lenhart sprach zwar die politische Forderung nach mehr Lehrpersonal und einem Schulsozialarbeiter aus, ging über Eder jedoch hinweg. Eder selbst machte es ähnlich, lobte die Schule auf Grundlage "objektiver Evaluationen" für ihr musisches und soziales Engagement - und verließ die Bühne, ohne auf das Geschehene einzugehen.

Überreichten die Zeugnisse gemeinsam: der scheidende Geretsrieder Realschulrektor Armin Eder und Konrektorin Christine Venus-Michel. (Foto: Harry Wolfsbauer)

Erst als die 10 e ihre Zeugnisse entgegengenommen hatte, wurde Klartext gesprochen. Der Biologielehrer Markus Pawlowski erzählte, wie er von Eders Aussage gehört habe, alle Atheisten seien dumm. Als promovierter Biologe habe er an seiner Zukunft in Geretsried zu zweifeln begonnen; dass mit der 10 e eine ganze Klasse hinter ihm stehen würde, damit hätte er nie gerechnet, sagte Pawlowski. Zum Dank zog er einen Cowboyhut vor der Klasse und schenkte jedem eine Topfpflanze - mit je einem kleinen Stein vom griechischen Olymp. 134 Schüler haben heuer in Geretsried die Mittlere Reife abgelegt, 13 gelang der Einserschnitt. Die Jahrgangsbeste Judith Kastenmüller schloss mit einer Gesamtnote von 1,7 ab.

Die Zukunft gestalten: Dafür sind auch die Wolfratshauser Realschul-Absolventen jetzt bereit. (Foto: Harry Wolfsbauer)

Wolfratshausen

An der Realschule in Wolfratshausen haben in diesem Jahr von 115 Schülern 114 ihre Mittlere-Reife-Prüfung bestanden. Ein Schüler konnte laut Direktorin Hermine Merkl wegen einer Krankheit die Prüfungen nicht mitschreiben, wird diese aber nachholen. Insgesamt erreichten die Buben und Mädchen einen Durchschnitt von 2,8. Die Jahrgangsbeste, Veronika Drexler aus der Klasse 10d, schaffte einen Schnitt von 1,4. Acht Absolventen haben eine Eins vor dem Komma. Landrat Josef Niedermaier sagte den Absolventen: "Ihr seid die Zukunft. Bitte gestaltet diese mit." Merkl verglich die Absolventen mit Wein: "Jeder Abschlussjahrgang ist von unterschiedlicher Qualität und Quantität." Der eine sei spritzig und gut verträglich, der andere eher von geschmacklicher Ausdrucksschwäche. "Die letztgenannten Adjektive treffen auf euch gar nicht zu", sagte sie den Schülern. Schülersprecher Fabian Höpfl sagte, der Spruch, man lerne nicht für die Lehrer und die Eltern, sondern für sich, ergebe jetzt für ihn Sinn.

Mit Zeugnis und Sonnenblume posieren die Absolventen der 10a der Tölzer Realschule bei ihrer Abschlussfeier für das letzte gemeinsame Klassenfoto. (Foto: Erik Häußler)

Bad Tölz

Die Realschule Bad Tölz verabschiedete 116 Absolventen mit der Mittleren Reife. Weniger als im Vorjahr, aber dennoch 50 bis 60 Prozent würden auf die Fachoberschule wechseln, sagte Schulleiterin Barbara Lottner. Besonders hervorgehoben wurden die neun besten Leistungen mit einer Eins vor dem Komma, die heuer ausschließlich von Jungs erbracht worden sind. "Wir haben zwar 80 Prozent Jungs hier, aber dass nur die bei den Besten oben stehen, gab es, glaube ich, noch nie", sagt Lottner. Besonders sticht Adam Rose hervor. mit einem Schnitt von 1,08 und nur einer Zwei im Zeugnis ist er Jahrgangsbester. Lottner betonte in ihrer Rede die Teamleistung, die zu solchen Ergebnissen geführt habe: "Es braucht dafür gute Trainer und Betreuer. Die Trainer waren die Lehrer, die gezeigt haben, was und wie trainiert wird." Die Betreuer seien die Schulverwaltung und die Eltern, die das viele Nerven gekostet habe.

Lenggries

Alle 100 Schülerinnen des Abschlussjahrgangs an der Erzbischöflichen Sankt-Ursula-Mädchenrealschule Hohenburg haben ihre Mittlere Reife in der Tasche, 24 schafften einen Einser-Schnitt. Maria Lechner ist mit einer glatten 1,0 die beste ihres Jahrgangs. Die Hohenburgerinnen feierten am Freitag nach dem Gottesdienst bei einem Sektempfang das Ende ihrer Realschulzeit. Für viele von ihnen ist aber die Schulausbildung keineswegs zu Ende: Wie in den vergangenen Jahren wird erneut etwa die Hälfte der Schülerinnen an der Fachoberschule weiterlernen, um das Abitur zu erhalten.

Schlehdorf

An der Erzbischöflichen Realschule Sankt Immaculata Schlehdorf ist der letzte Jahrgang verabschiedet worden, der noch von Schwestern unterrichtet wurde. Alle 57 Mädchen, die zu den Prüfungen angetreten waren, haben die Mittlere Reife erreicht, wie Direktor Manfred Ilitz sagte, zehn von ihnen mit einer Eins vor dem Komma. Etwa die Hälfte werde auf die Fachoberschule wechseln. "Das ist ein sehr guter Jahrgang", lobte Ilitz. Die Absolventinnen hätten auch sehr eigenständig die Abschiedsfeier vorbereitet, bis hin zu den Speisen für das Buffet.

© SZ vom 25.07.2015 / thek, ngr, ehae, ihr - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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