Bad Tölz-Wolfratshausen:Mehr Platz für junge Flüchtlinge

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Jetzt baut der Landkreis die frühere Landwirtschaftsschule in Wolfratshausen um. Zudem soll die ehemalige Polizeiinspektion im Untermarkt als Unterkunft dienen. Das schafft 28 neue Schlafstätten - und wird nicht reichen

Von Matthias Köpf und Benjamin Engel, Bad Tölz-Wolfratshausen

Der Landkreis kommt bei der Unterbringung minderjähriger Flüchtlinge voran: Die ehemalige Polizeiinspektion und zwischenzeitliche Waldorfschule im Wolfratshauser Untermarkt wird zur Unterkunft für voraussichtlich 16 Jugendliche. Träger der Einrichtung wird das auf die Betreuung von Asylbewerbern spezialisierte Unternehmen Jonas Better Place aus München. Bei einem Treffen am Dienstag haben sich Vertreter dieses Unternehmens und des Landkreises mit Hauseigentümer Stefan Roeckl auf diese Lösung geeinigt. Einen der beiden Gebäudeflügel erhält demnach die Wolfratshauser "Schule der Phantasie" für ihren Kinder-Kunstunterricht.

Nun müssen nach Angaben des Landratsamts noch die nötigen Verträge unterzeichnet und Genehmigungen eingeholt werden. An Umbauten seien nur einige Trockenbauwände erforderlich. Im allerbesten Fall können demnach im Spätherbst die erste jungen Flüchtlinge einziehen. Mit dem neuen Träger, der einige Erfahrung unter anderem aus München und Miesbach mitbringt, kann der Landkreis sein Kontingent erweitern. Die Wolfratshauser Inselhaus Kinder- und Jugendhilfe hatte nur neun Plätze anbieten wollen. Das neue Konzept bewegt sich nach Angaben von Sozial-Abteilungsleiter Michael Foerst trotzdem im strengen Rahmen der Jugendhilfe in Heimen. Landrat Josef Niedermaier (FW) kritisiert diese Regelungen gleichwohl als zu eng, der Flüchtlings-Problematik unangemessen und als gesellschaftlich auf Dauer kaum vermittelbar und finanzierbar. Niedermaier hätte in dem Gebäude erklärtermaßen lieber bis zu 40 junge Flüchtlinge untergebracht.

Neue Unterkunft: In den früheren Internatsräumen der ehemaligen Wolfratshauser Landwirtschaftsschule ziehen die Handwerker neue Trennwände ein. (Foto: Hartmut Pöstges)

Trotz der Entwicklung in Wolfratshausen bleibt die Lage angespannt: Bis zum Jahresende muss der Landkreis laut Jugendamtsleiter Ulrich Reiner 124 Plätze für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge bereitstellen. Derzeit existieren 41 Plätze, weswegen der Landkreis dringend nach weiteren Immobilien sucht.

Unterdessen haben die Umbauarbeiten in der ehemaligen Landwirtschaftsschule in Wolfratshausen zu einer weiteren Unterkunft begonnen. Auch hier sollen Jugendliche aufgenommen werden, die alleine nach Deutschland gekommen sind. Die Einrichtung mit zwölf Plätzen und einer Nutzfläche von 500 Quadratmetern auf zwei Etagen soll Mitte September mit zunächst vier Jugendlichen eröffnen. Bis Mitte Oktober sollen alle Plätze besetzt werden. Alle sollen eine neu eingerichtete Übergangsklasse in der Hammerschmiedschule besuchen. Träger ist die Inselhaus Kinder- und Jugendhilfe. Mehr als zwölf Bewohner wolle das Inselhaus nicht betreuen, sagt der Inselhaus-Bereichsleiter für unbegleitete Minderjährige, Stefan Baumgartner. Für ihn ist es nur sinnvoll, überschaubare Gruppen unter einem Dach zu betreuen. Bei mehr Bewohnern gebe es eher Konflikte.

Handwerker sind damit beschäftigt, im Erdgeschoss Trennwände einzuziehen. Hier entstehen drei Einzelzimmer für minderjährige Flüchtlinge. Sie werden teilzeitbetreut und sollen auf die Selbständigkeit vorbereitet werden. Das heiße, selbst zu kochen, einzukaufen oder Wäsche zu waschen, sagt Baumgartner. Gleich daneben sind eine Gemeinschaftsküche sowie ein Aufenthaltsraum geplant.

Der erste Stock bietet neun jugendlichen Flüchtlingen Platz, die das Inselhaus rund um die Uhr betreuen wird. Laut Baumgartner wird ein Betreuer - insgesamt sind fünf Stellen einschließlich einer Hauswirtschaftskraft vorgesehen - hier immer übernachten.

In der früheren Wolfratshauser Polizeiinspektion kommen bald voraussichtlich 16 junge Asylsuchende unter. (Foto: Hartmut Pöstges)

Die jungen Flüchtlinge schlafen in vier Doppelzimmern. Für traumatisierte Bewohner, die Ruhe bräuchten, sei ein Einzelzimmer vorgesehen, sagt Baumgartner. Der Bereich im ersten Stock und der im Erdgeschoss sind getrennt geplant. Darauf habe die Heimaufsicht bestanden, sagt Baumgartner. Deshalb habe umgeplant werden müssen. Die Umbauarbeiten verzögerten sich. Laut Reiner werden sie rund 150 000 Euro kosten. Der Landkreis mietet die Räume von der Stadt, das Inselhaus ist Untermieter.

© SZ vom 05.08.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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