Bad Tölz-Wolfratshausen:Leere im Herzen der Dörfer

Lesezeit: 2 min

Auch im Landkreis müssen immer mehr Gasthäuser schließen - es finden sich keine Pächter mehr. In Deining wird nun die "Post" in ein Wohnhaus umgewandelt

Von Claudia Koestlerund Benjamin Engel, Bad Tölz-Wolfratshausen

In ihnen wurden Feste gefeiert, Versammlungen abgehalten, politische Karrieren lanciert und so manches Geschäft eingefädelt. Doch inzwischen stehen immer mehr Dorfwirtschaften leer.

Im Mai vergangenen Jahres hatte der letzte Pächter der Deininger Post das Handtuch geworfen. Jetzt besiegelten die Eglinger Gemeinderäte schweren Herzens das endgültige Aus der Traditionsgaststätte im Herzen des Dorfs: Mit elf zu fünf Stimmen gaben sie in ihrer Montagssitzung einem Antrag statt, die Gaststätte in vier Wohnungen umzuwandeln. Aus dem einstigen Saal waren bereits in den vergangenen Jahren sukzessive vier Wohnungen entstanden, im Obergeschoss gar fünf.

"Als Deininger bin ich natürlich nicht erfreut, dass unsere Dorfgaststätte nun der Vergangenheit angehören soll", sagte Hans Spindler (parteifrei). Denn er habe wie viele andere immer noch die Hoffnung gehabt, dass sich ein neuer Pächter finden würde. Allerdings sei ihm hinsichtlich des Antrags Wohnnutzung immer noch lieber, als wenn das Haus zur Ruine verkommt. Bürgermeister Hubert Oberhauser (FW) erklärte, es habe zahlreiche Versuche gegeben habe, die Gastronomie weiterzuführen, "aber leider erfolglos". Er habe sogar persönlich das Gespräch mit Brauereien gesucht, aber alle hätten abgewunken, bedauerte er.

In Deining wird nun die "Post" in ein Wohnhaus umgewandelt. (Foto: Hartmut Pöstges)

Eglings Geschäftsleiterin Ruth Sander wusste: "Ein Bistro, ein Café, das täte uns dort gut". Doch die Realität sehe inzwischen eben anders aus: "Was bringt es uns, wenn wir dort Gewerbe festschreiben, der Eigentümer aber einfach keine gewerbetreibenden Pächter finden? Dann stehen wir in einem Jahr wieder vor demselben Punkt wie heute." Vielen sei bei der endgültigen Umwandlung "nicht wohl", kommentierte Peter Gröbmair (VB) die Diskussion. Doch die Frage sei tatsächlich: "Was bleiben uns für Alternativen?" Heiko Arndt (CSU) verwies im Hinblick auf die ungewöhnlich hohe Anzahl an Wohneinheiten in einem zentralen Gebäude auf dessen Präzedenzwirkung: "Wenn wir so etwas nicht wollen, bleibt uns nur, das mit einem qualifizierten Bebauungsplan zu steuern."

Doch die Gastro-Landschaft der Region unterliegt generell einem Wandel. Vor Deining schloss auch schon das Thanninger Wirtshaus, das Endlhauser Gasthaus Doll sucht derzeit noch einen Pächter.

"Restaurant wegen Krankheit geschlossen, Hotel geöffnet": So steht es derzeit an der Eingangstür des Traditionsgasthauses Alter Wirth in Gelting. Hinten im sonnigen Wirtsgarten sitzt Seniorchefin Elisabeth Neumeier am Dienstag ganz alleine an einem der Gasttische. Im Moment weiß die 79-Jährige nicht, wie es mit der Traditionsgaststätte weitergehen soll. Ihr Sohn, Klaus Fagner, der für den Betrieb verantwortlich war, habe wegen Krankheit aufhören müssen. Der 20-jährige Enkel sei noch zu jung, um alles zu übernehmen, sagt sie. Zu Muttertag am Sonntag war das Gasthaus letztmals geöffnet. Das Hotel im Nachbarhaus führt Neumeiers Sohn noch weiter.

Geschlossen: Der "Alte Wirth" in Gelting. (Foto: Hartmut Pöstges)

Schon im Vorjahr hatten Mutter und Sohn den Betrieb für wenige Monate an einen fremden Geschäftsführer übergeben. Die Zusammenarbeit habe aber nicht funktioniert, sagt die Seniorchefin. Jetzt solle ein neuer Pächter gefunden werden. Allerdings seien auch umfangreiche Investitionen, etwa in den Brandschutz, notwendig, sagt Neumeier.

Das Gasthaus Walchstädter Höh in Icking ist schon seit Februar geschlossen. Leonhard Rieger, Milchbauer und Besitzer des Wirtshauses, sucht ebenfalls einen neuen Pächter. Doch das sei schwieriger geworden, sagt er. Die Umsätze seien geringer als früher. Das Geschäft lohne sich nur noch, wenn der Wirtshaus-Betreiber auch gleichzeitig koche. Rieger will dennoch weitersuchen. Denn ohne Wirtschaft sterbe in Walchstadt das Dorfleben, sagt er.

© SZ vom 13.05.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: