Bad Tölz-Wolfratshausen:Lauter faule Äpfel

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Wegen des regnerischen Wetters im Frühjahr fällt die Ernte im Landkreis heuer außergewöhnlich schlecht aus. Auch der Apfelwickler-Falter macht den Obstbaumbesitzern zu schaffen

Von Lea Utz, Bad Tölz-Wolfratshausen

Das Ende des Sommers ist für viele der Beginn einer Zeit, die nach Äpfeln duftet. Gartenliebhaber bringen ihre Ernte dann traditionell zu einer der Obstpressen im Landkreis, um mit dem frisch gepressten Apfelsaft im Kofferraum nach Hause zurückzukehren. Am Samstag sollte es auch in Eurasburg so weit sein: Der Gartenbauverein wollte den ersten Saft des Jahres pressen. Doch der Termin musste ausfallen - "es haben sich zu wenige Leute angemeldet", sagt Organisatorin Martina Bergmann. Dabei mangelt es nicht an Interesse, sondern schlichtweg an Äpfeln. Denn die Ernte fällt in diesem Jahr im Landkreis bescheiden aus.

Schuld ist vor allem das Wetter. "Es war im Frühjahr einfach ein bisschen zu kalt, und es hat relativ oft geregnet", erklärt Bergmann. Die Apfelbäume standen deshalb zu einem sehr ungünstigen Zeitpunkt in der Blüte. Dazu komme noch der Apfelwickler, ein Falter, der für den "Wurm im Apfel" verantwortlich ist. Die Schädlinge legen ihre Eier auf den Früchten der Obstbäume ab. Sind die Larven geschlüpft, ernähren sie sich von der Frucht, bis sie sich in einen Kokon verpuppen. "Das ist ein Problem, das in den letzten Jahren immer schlimmer geworden ist", berichtet Bergmann. Auch den beiden Apfelbäumen in ihrem eigenen Garten hat sie in diesem Jahr aud diesem Grund wenig Freude: "Die Äpfel fallen einfach runter und gehen kaputt", sagt sie.

Ähnlich beschreiben auch Apfelexperten anderenorts die Lage. "Wir haben ein verrücktes Apfeljahr - so verrückt wie das Wetter", sagt Katharina Demmel vom Gartenbauverein in Königsdorf. Die Ernte sei eher schlecht ausgefallen. Agathe Kießling, die in Benediktbeuern an der Obstpresse aktiv ist, geht sogar noch weiter: "Es ist miserabel. In 14 Jahren Vorstandsarbeit kann ich mich nicht an ein so schlechtes Jahr erinnern." Es gebe zwar ein paar Bäume, die viele Äpfel trügen - doch das sei die Ausnahme. "Die meisten Äpfel sind zu klein, grün, und fallen runter", sagt Kießling. Auch sie sieht die Ursache in den kalten Temperaturen im Frühjahr: "Es war wirklich saukalt, die Bienen haben nicht fliegen können."

Im deutschlandweiten Vergleich hatten die Obstbauern der Region damit besonderes Pech. Denn was die Apfelernte angeht, ist der Deutsche Bauernverband eigentlich optimistisch. Man rechne damit, dass in ganz Deutschland mehr als eine Millionen Tonnen Äpfel geerntet werden - rund acht Prozent mehr als im vergangenen Jahr, teilt der Verband mit.

Agathe Kießling vom Gartenbauverein in Benediktbeuern kann der Misere zumindest etwas Positives abgewinnen: "Wenn es ein schlechtes Jahr gibt, wissen die Leute den frisch gepressten Saft zumindest wieder zu schätzen."

© SZ vom 19.09.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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