Asylbewerber:Kreis unter Zugzwang

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Der Landrat kündigt größere Gemeinschaftsunterkünfte für Flüchtlinge an. Die Regierung von Oberbayern hat drei Szenarien vorgelegt.

Von Alexandra Vecchiato, Bad Tölz-Wolfratshausen

Die kommenden Monate werden zeigen, wie viele Asylbewerber der Landkreis aufnehmen muss. Drei Szenarien hat die Regierung von Oberbayern vorgelegt: Sollten in diesem Jahr in ganz Deutschland 200 000 Flüchtlinge ankommen, bedeutet dies für Bad Tölz-Wolfratshausen weitere 823 Asylsuchende; sind es bundesweit 300 000 Flüchtlinge, kommen 969 zusätzliche Asylbewerber im Landkreis an; bleibt es bei der Zugangsquote in Oberbayern wie in den letzten drei Monaten des vergangenen Jahres, müssen im Landkreis 1152 Flüchtlinge aufgenommen werden.

Angesichts dieser Zahlen hat Landrat Josef Niedermaier (FW) im Kreistag angekündigt, dass es in Zukunft große Gemeinschaftsunterkünfte für 200 Personen werde geben müssen. Die bisherige Praxis, die Asylsuchenden überwiegend dezentral in Wohnungen unterzubringen, sei nicht mehr praktikabel. Zumal der Wohnungsmarkt im Landkreis gar nicht so viele Objekte wie benötigt hergebe.

Niedermaier bereitete mit seinen Ausführungen die im Kreistag sitzenden Bürgermeister auf die kommenden Monate vor. Würde letztere Prognose eintreten, müssten auf einen Schlag gut 100 Wohnungen angemietet werden. Diese gebe es einfach nicht. Seine Behörde suche von nun an verstärkt größere Immobilien, sagte er der SZ. Eine klare Absage erteilte er dem Wunsch des Tölzer Bürgermeisters Josef Janker (CSU), dass im leer stehenden Hotel Jodquellenhof nur bis zu 80 neue Flüchtlinge untergebracht werden.

"Keine Chance, das funktioniert nicht. Das habe ich Janker auch gesagt", betont der Landrat. Die Stadt Bad Tölz hatte angekündigt, juristisch gegen eine dauerhafte Unterbringung von Asylbewerbern in dem Hotel inmitten des Kurviertels vorzugehen. Nicht weil sich die Stadt gegen die weitere Aufnahme von Flüchtlingen sträubt, sondern weil sie befürchtet, die Unterbringung könnte der Hotel-Eigentümer als Argument für eine dauerhafte Wohnnutzung des für Tourismus ausgewiesenen Areals nutzen - und vor Gericht Recht erhalten.

Der Landkreis müsse im Jodquellenhof einiges her- und einrichten, so Niedermaier, etwa Herdstellen in den Gemeinschaftsunterkünften oder Waschmaschinen. Die Regierung von Oberbayern habe sich in Geretsried umgeschaut. Ein geschlossenes Möbelhaus wäre geeignet für eine Gemeinschaftsunterkunft. "Aber da ist eine sechsstellige Summe fällig, um es beziehen zu können."

© SZ vom 02.03.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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